Ich treffe Peter Keller, den vermutlich gefragtesten Weinexperten der Schweiz, in einem Café in der Nähe des Bellevue. Ein Journalist der „alten Schule“. Ihm macht keiner so leicht etwas vor. Ruhig, besonnen und fast etwas verhalten begegnet er mir. Umso gespannter bin ich darauf, mit meinem Interview etwas hinter die Kulissen des Weinakademikers zu schauen.
Sein Werdegang führte ihn zunächst in die Wirtschaftsredaktionen der Sonntags-Zeitung, Cash und des Tages-Anzeigers. Später, im 2002, dann der Wechsel zur NZZ am Sonntag, wo er sich nach anfänglicher Tätigkeit als Wirtschaftsjournalist zunehmend dem Thema Wein zuwandte.
Einen Namen hat sich der mittlerweile kultverdächtige Weinredakteur vor allem mit seiner beliebten Kolumne ‚Wein-Keller’ gemacht, die im Stil Magazin der NZZ am Sonntag erscheint. Viele weitere seiner Ansichten teilt er auch in seiner Buchreihe „Wein? Keller!“ mit, zu der eben der zweite Band erschienen ist. Signierte Exemplare sind übrigens im Vielfach im Seefeld erhältlich.
Peter Keller gibt es aber auch zum Anfassen. Bereits seit neun Jahren bietet er im Rahmen der NZZ organisierte Weinseminare an. Neuerdings sind auch NZZ-Weinreisen geplant. Die erste Destination heisst, wie könnte es anders sein, Bordeaux. Seine Lieblingsregion. Sollte er eines Tages auf einer einsamen Insel landen und sich für den Rest seines Lebens nur noch mit Weinen aus einer Region begnügen können, dann wäre das für ihn eben Bordeaux, gesteht er mir.
Konkrete Empfehlungen, selbstredend auch für Weine anderer Regionen als Bordeaux, gibt Peter Keller bei Mondovino, dem Weinclub des Coop. Für diesen selektioniert er laufend seine ganz persönlichen Favoriten. Das Sortiment umfasst rund 40 ausschliesslich hochwertige Weine – darunter hauptsächlich Raritäten. Bezogen werden können die Weine auch ohne Clubmitgliedschaft, allerdings nur online.
„Digitale Plattformen spielen eine immer grössere Rolle“, sagt er. Dem Reiz kann sich offensichtlich auch Peter Keller nicht entziehen, weshalb er bei NZZ Bellevue, dem neuen Lifestyle-Portal der NZZ, wöchentlich seinen Lesern eine Frage rund um das Thema Wein beantwortet.
Uns hat er darüber hinaus seine zehn Lieblingsorte in Zürich verraten, wobei die Reihenfolge explizit keinen wertenden Charakter hat. Mit Ausnahme der ersten Nennung. Dieser Ort sei wirklich sein absoluter Lieblingsort.
Noch ein Tipp. Zu den Details der einzelnen Orte gelangen Sie über das Anklicken der orange markierten Namen!
Badi Utoquai. Solange es die Temperaturen zulassen, gehe er jeden Tag in der Badi Utoquai schwimmen. Er liebe diesen sehr speziellen Ort und das besondere Ambiente mit dem schönen Ausblick auf den See. Hier kann er den Alltag hinter sich lassen. Am liebsten natürlich, wenn es nicht so voll ist. Jetzt da die Tage kälter sind, fehle ihm das.
Bürkliplatz Markt. Er gehe gerne an Orte, an denen er direkt bei Produzenten einkaufen kann. Nicht weit von seinem Arbeitsplatz entfernt, liegt der Bürkliplatz Markt. Dort gehe er jeweils Freitags hin, um für’s Wochenende einzukaufen. Grundsätzlich lasse er sich gerne inspirieren, kaufe aber mit Vorliebe beim Fischhändler und bei Tritt Käse.
Kaisers Reblaube. Ihm gefalle die ehrliche, frische Saisonküche. Auch die Weinkarte sei sehr gut und der Service. Zudem böte die Reblaube auch sehr innovative Nicht-Fleisch-Gerichte, was ihm gefalle. Auch wenn er kein Vegetarier sei, aber er esse eben auch nicht jeden Tag Fleisch.
Wirtschaft Neumarkt. Noch ein Restaurant das ihm gefalle. Im Neumarkt bestimmen regionale Schweizer Produkte mit einer klar erkennbaren Herkunft die Karte. Dazu biete die Wirtschaft Neumarkt eine schöne Auswahl an Schweizer Weinen. Und im Sommer geniesse er den lauschigen Garten dort. Für ihn „der schönste Garten von Zürich“.
John Baker. „Endlich eine hochstehende Bäckerei mit Brot wie es sein muss“, findet er. Sein Lieblingsbrot dort? Er meint, das dürfe man ja fast nicht sagen, aber es sei das Weissbrot. Gerne gehe er dort auch mal über Mittag hin, um ein Sandwich zu essen oder auch nur einen Kaffee zu trinken.
Schwarzenbach. Der Kolonialwarenladen im Niederdorf ist für ihn einer der Läden, die nicht aussterben dürfen. Wenn er dort sei, trinke er auch gerne mal einen Kaffee dort und kaufe in jedem Fall Gewürze. Sein persönlicher Favorit sei der rote Kampot Pfeffer aus Kambodscha.
Rebberge von Weiningen. Landschaften mit Rebbergen gefallen ihm. Für seinen Sonntagsspaziergang gehe er am liebsten auf einen Streifzug durch die Rebberge bei Weiningen. Und überall, wo es Rebberge hat, habe es ja meistens auch gute Restaurants.
Schwarzenbach Weinbau. Die Reblaube Schwarzenbach mache einfach sehr schöne Weine. Möglicherweise die schönsten Weine am Zürichsee, findet er. Beeindruckt hat ihn dort einmal eine Vertikale Räuschling, also eine Weinprobe, bei der ein Wein von einem Weingut nach Jahrgängen verkostet wird. Ihm gefalle auch, dass Schwarzenbach diese eher selten gewordene Rebsorte anbaut. Und obwohl er kein bekennender Fan von Riesling-Sylvaner sei, findet er, produziere Schwarzenbach den besten. Ein frischer, trockener, geradliniger Wein.
Vicafe Bellevue. Das Vi-Cafe mache sehr guten Kaffee auf echt italienische Art. Er liebe es im Stehen bei Sonnenschein an schönster Lage von Zürich dort einen Espresso zu trinken.
Erfolg. Für ihn mache das Modelabel Erfolg die schönsten Pullover, obwohl sie nicht aus Cashmere sind. Was er ebenfalls schätze sei, dass die Stücke in der Schweiz produziert werden. Sie fertigen schöne, hochwertige Sachen und der Laden im Viadukt gefalle ihm besonders gut. Sowieso gehe er gerne im Viadukt einkaufen, wobei er generell nicht viel kaufe. Doch wenn, dann schaue er lieber auf die Qualität. Lieber wenig aber gut.