Bei Michel Péclard, einem der innovativsten Zürcher Gastro-Unternehmer, steht die Welt nie still. Kaum ist sein letzter Coup in aller Munde, heckt er schon wieder den nächsten aus.
Als ich ihn zum Interview in der Milchbar, einer seiner beliebten Gastrobetriebe, treffe, beendet er gerade voller Enthusiasmus ein Telefonat mit niemand geringerem als dem amerikanischen Architekten Daniel Libeskind, den er just für sein nächstes Projekt gewinnen will.
Michel nimmt kein Blatt vor den Mund, weshalb ich auch erfahre, was er derzeit im Schilde führt. Nach einem Ausflug mit seinen etwa 140 Mitarbeitern in den Europapark – während dessen er die Führung seiner Restaurants drei bekannten Gastrokollegen überlassen hatte – schwebt ihm Grösseres vor.
Er denkt über den Bau eines neuen Bergrestaurants nach, für den er den Spitzenarchitekten Daniel Libeskind sowie im besten Fall einen der James Bond Regisseure engagieren will, um einen potentiellen Schauplatz für den nächsten Bond Film zu kreieren.
Michel wie er leibt und lebt. Immer voller Ideen, etwas verrückt und oft mutig genug, seine wilden Einfälle auch umzusetzen. Ein Gastro-Unternehmer, der immer wieder etwas Neues hervorbringt. Dementsprechend gespannt war ich, ihn zu treffen und zu erfahren, welches seine zehn Lieblingsorte in Zürich sind. Und hier sind sie ...
Sein SUP und die Manifesta. Als allererstes nennt er mir sein Stand Up Paddle, mit dem er seit drei Jahren jeden Morgen um 7 Uhr auf dem See am Rumpaddeln ist. Das sei sein Yoga. "Nur kann ich meine Zehen dabei nicht berühren", ergänzt er lachend. Pause mache er dann auf dem Manifesta Floss, wo er einen der besten Kaffees in der Stadt gratis bekomme. Einen Geldbeutel kann er ja schliesslich nicht in die Badehose stecken. Sie haben sogar ein Bild von ihm aufgehängt, damit alle Mitarbeiter ihn erkennen können und wissen, dass er der ist, der seinen Kaffee gratis bekommt bzw. seinen Zoll am Ende der Saison begleichen wird.
Insel Lützelau. Wenn er allein sein will, findet er die Insel Lützelau extrem toll. Diese befindet sich Mitten im Zürichsee, unweit von Rapperswil-Jona entfernt. Die Insel ist eine kleine Welt für sich. Eigentlich genau das, was auch seine Gastro-Konzepte im Kern ausmachen. "Gutes Essen braucht es sowieso", sagt er, doch darüber hinaus wollen seine Gäste etwas erleben. Dafür braucht es "in sich abgeschlossene Welten".
Kronenhalle. Michel liebt die Kronenhalle. Sie ist eines seiner Lieblingsrestaurants. "Eigentlich der Klassiker in Zürich", findet er, "und auch wieder ein gutes Beispiel für eine in sich geschlossene Welt. Wie auch das Ferlin, wo die Kellner mit ihren bordeaux-roten Jacketts aussehen wie Mafia-Bosse."
Trois Pommes. Michel ist ein totaler Fan von Trudie Götz, die seit Jahrzehnten erfolgreich ihre ‚Trois Pommes’ Modegeschäfte führt. Sie ist diejenige, die ihn anzieht. Denn er selbst darf "gar nichts kaufen", wie er sagt, da er einen Sehfehler hat und farblich nichts kombinieren kann. Das übernimmt dann Trudie für ihn, die nicht zuletzt auch seine ganze Equipe im The Beach Thalwil diesen Sommer mit Badehosen eingekleidet hat.
The Beach Thalwil. Eines seiner eigenen Restaurants. Das lässigste, wie er selbst findet. Direkt am Zürichsee gelegen bietet die Seebadi ‚The Beach’ neben Pommes mit Ketchup auch Felchenknusperli, Vitello Tonnato oder ein zartes Rindfleisch zu einer feinen Auswahl an Weiss-, Rosé- und Rotweinen. Nebenbei bemerkt auch einer der Lieblingsorte von Seigi Sterkoudis, einem der Eventmacher in der Schweizer Clubszene.
Kunsthaus Zürich. Am liebsten gehe er allein dorthin, setze sich in eine Ecke, beobachte die Leute, wie sie sich mit der Kunst befassen und frage sich, was sie daran fasziniert. Das habe auch mit seinem Beruf zu tun. Ihn interessiert, wie die Menschen funktionieren. Schliesslich ist das auch der Schlüssel dazu, die Leute in seine Restaurants zu bringen.
Globus delicatessa. Ein Ort, an dem man Michel auch ganz viel sieht, ist der Globus Delicatessa. Nebenbei sein grösster Ausgabenfaktor im Privaten, gesteht er mir. Seine Lieblingsprodukte von dort sind Büffelmozzarella und Peretti Tomaten, mit denen er Spaghetti für seine Kinder kocht, und natürlich die Schweizer Güggeli. Ach ja, und der Heublumenkäse, weil er den Käser von Molke 7 einmal persönlich kennengelernt hat. "Ein absoluter Freak", meint er, "der die Milch nicht wie üblich durch ein Rohr pumpt, sondern direkt ins Käsekessi leitet, damit die Fettmoleküle nicht zerstört werden." Der Käse schmecke ihm jedenfalls besonders gut.
Gelati di Zurigo. Unlängst habe er sich an dem Glacehersteller Gelati di Zurigo beteiligt. Dahinter steckt Nikolaus Gotsch, Agrarökonom und Wissenschaftsmanager an der ETH Zürich, der sich seit Jahrzehnten mit der Herstellung von Glacé befasst. Auch er sei ein "Verrückter". Bei ihm müsse jedes Detail stimmen. So pflücke er die Erdbeeren für seine Glacé beispielsweise nur zwischen 7 und 9 Uhr.
Fitnesspark Stockerhof. Wer hätte es gedacht, Michel macht Sport im Stockerhof. Am liebsten Spinning bei lauter Musik zum Austoben. Das ist für ihn eine kreative Pause. Ohne Sport gehe es bei ihm nicht.
Juwelier Péclard. Last but not least, gehe er immer wieder gerne bei seinem Cousin Yves Péclard, dem Juwelier oben am Rennweg, vorbei. Er sei ein wahrer Künstler. Dann sprechen sie über Kunst und Kreativität, und er schaue sich seine neuen Stücke an. Sein Sohn habe auch schon eine Schnupperlehre bei ihm gemacht. Michel fände es toll, wenn sein Sohn in das Geschäft einsteigen würde und damit zurück zu den Wurzeln gehe. Schliesslich gehörte das Geschäft ursprünglich seinem Grossvater.