Rein zufällig war am 23. April der Welttag des Buches. Und welche Zeit wäre besser geeignet, mal wieder ein schönes Buch zur Hand zu nehmen, als die aktuelle. Auch der russische Theaterregisseuer Kirill Serebrennikow, der ein Jahr unter Hausarrest stand und sich daher mit den Gefühlen der Isolation auskennt, empfiehlt das Lesen ganz Besonders im Umgang mit der Quarantäne.
Vor allem die dicken Wälzer, zu denen man sonst nie gekommen ist, eigneten sich bestens für die Lektüre und hätten einen nachhaltigen Einfluss auf das eigene Selbst. So komme man als völlig neuer Mensch aus der Selbstisolation. Aber auch weniger umfangreiche Romane können uns nachhaltig begeistern. Und obwohl es häufig so ist, dass im heimischen Bücherregal bereits einige Buchtitel darauf warten, gelesen zu werden, haben wir Ihnen eine Liste mit Buchempfehlungen zusammengestellt.
Eine Mischung aus Klassikern, vielbeachteten Neuerscheinungen, Bestsellern, die uns begeistern und persönliche Lieblingsbücher. Viele Buchläden durften in dieser Woche ja sogar schon wieder öffnen. Wenn ihnen das Bestellen allerdings lieber ist, haben Einige von ihnen auch Online-Shops oder verschicken Ihre Bücher selbst. Werfen Sie einfach mal einen Blick auf die Website ihrer Lieblings-Buchhandlung oder rufen Sie dort an – so können Sie direkt die Läden in Ihrem Kiez unterstützen.
Auf Erden sind wir kurz grandios - Ocean Vuong. Der Autor schreibt einen berührenden Brief an seine Mutter. Diesen wird sie jedoch niemals lesen können, denn sie ist Analphabetin. Im seinem Brief erzählt der junge US-Autor vom Aufwachsen mit seiner Mutter und Großmutter, den familiären Erinnerungen aus Vietnam, seiner Jugend, von Gewalt und Liebe. Traurig und poetisch-schön auf jeder Seite.
Der Apfelbaum - Christian Berkel. Sala und Otto treffen sich während der Hyperinflation in Berlin und verlieben sich ineinander. Das ungleiche Paar wird getrennt, als sie als Jüdin vor den Nazis fliehen muss und er als Sanitätsarzt mit der Wehrmacht in den Krieg zieht. Viele Jahre später begegnen sie sich wieder. Hier ist nicht bloß ein Schauspieler am Werk, der mal etwas anderes ausprobieren will. Berkel schreibt über seine spannende Familiengeschichte und spannt mit Leichtigkeit einen Bogen über drei Generationen.
Verblendung – Stieg Larsson. Der eigentlich erfolgreiche Wirtschaftsjournalist Mikael Blomkvist verlässt sein Magazin, weil er wegen Verleumdung in Haft muss. Der Großindustrielle Henrik Vanger bittet ihm unter einem Vorwand, das Verschwinden seiner Nichte Harriet vor 36 Jahren aufzuklären. Sie verschwand während einer Familienfeier, obwohl aufgrund eines LKW-Unfalls niemand die Insel der Familie hätte verlassen können. Bei der Auflösung des Falls hilft ihm die technisch versierte Lisbeth Salander. Ein echtes Muss unter den Schweden-Krimis.
Kaffee und Zigaretten - Ferdinand von Schirach. In seinem bisher persönlichsten Buch verwebt Ferdinand von Schirach autobiografische Momente mit anderen Notizen und Beobachtungen über Privates und Allgemeines. Darin liest man von großer Melancholie, kleinen Momenten des Glücks und den großen Themen in Schirachs Leben: den Wert der Aufklärung und der Rechtssprechung.
Sprache und Sein – Kübra Gümüsay. Kübra Gümüsay zeigt in ihrem Buch, wie wir kommunizieren und was Sprache mit uns macht. Dabei stellt sie gleichzeitig die Frage, wie man in einer Zeit voller hasserfüllter Diskurse wieder miteinander in einen Dialog treten und wie dieser aussehen kann. Kluge Gedanken zu einem Thema, das uns jeden Tag umgibt und allein deshalb stark umkämpft ist.
Schloss Gripsholm – Kurt Tuchholsky. Die heiter-melancholische Liebesgeschichte ist eine der beliebtesten Erzählungen des Jahrhunderterzählers Tucholsky. Lydia und Peter verbringen einen sommerlichen Liebesurlaub auf dem schwedischen Schloss Gripsholm. Getrübt wird die Leichtigkeit des Urlaubsidylls nur durch das Schicksal der Halbwaise Ada, die unter der sadistischen Heimleiterin leidet. Die Urlauber beschließen kurzerhand ihr zu helfen.
Superbusen - Paula Irmschler. Um einen Neuanfang zu wagen, zieht Gisela nach Chemnitz. Sie findet schnell Anschluss und gründet eine Band: Superbusen. In der Stadt, weit weg von ihrer Familie, will sie sich selbst kennenlernen und lernt durch ihre Konzerte noch viel mehr - über das Konstrukt Ost und West, die Macht der Musik und weibliche Freundschaften.
Mein Jahr der Ruhe und Entspannung – Otessa Moshfegh. Der jungen New Yorkerin steht eigentlich die ganze Welt offen. Sie ist nicht nur schön und privilegiert, sondern hat auch gerade einen Abschluss an einer Elite-Universität gemacht. Und doch wünscht sie sich einfach nur zu schlafen. Währenddessen scheint sie jedoch ein Doppelleben zu entwickeln. Ein moderner und kritischer Pageturner, der hervorragend zur mehr oder weniger freiwilligen Quarantäne passt.
Ministerium für Öffentliche Erregung – Amanda Lee Koe. Amanda Lee Koe schreibt in sechzehn Storys über die verschlungenen Pfade der Liebe, ihre Möglichkeiten und Unmöglichkeiten im modernen Singapur. Ihr Blick auf die Liebe scheint voller Pessimismus und dennoch sehnsüchtig. Präzise Beobachtungen sozialer Konventionen, dabei melancholisch, rasant und beinah mystisch.
Krieg und Frieden – Leo Tolstoi. Eines der größten Werke des vergangenen Jahrhunderts von einem seiner größten Romanciers. Mit erzählerischer Macht, die ihresgleichen sucht, zeichnet Tolstoi ein umfangreiches Bild von der russischen Gesellschaft des Zarenreichs. Eines der bedeutendsten Werke der Weltliteratur.
Ulysses – James Joyce. Das umfangreiche Werk von James Joyce gilt als schwierig bis unlesbar und war doch wegweisend für den modernen Roman. Es geht um einen Tag im Leben des Protagonisten Ulysses, der bei einer Dubliner Tageszeitung arbeitet. Das Werk ist gespickt mit Anspielungen und voller Komik, Tragik, Witz und Wissen. Wann, wenn nicht jetzt?
Die Geschwister Oppermann – Lion Feuchtwanger. Die Oppermanns sind eine überaus erfolgreiche Familie. Doch als die Nazis beginnen, ihr Schreckensregime aufzubauen, verlieren sie den Boden unter ihren Füßen – denn sie sind jüdischer Abstammung. Bereits im Jahr 1933 beschrieb Lion Feuchtwanger den Untergang der humanistischen Kultur unter der Nationalsozialistischen Herrschaft.
Das Gewicht der Worte – Pascal Mercier. Simon Leyland ist seit seiner Kindheit zutiefst von Sprachen fasziniert. Er wird Übersetzer und will alle Sprachen, die rund um das Mittelmeer gesprochen werden lernen. Mit seiner Frau Livia zeiht er nach Triest, wo er den perfekten Ort für seine Arbeit gefunden zu haben glaubt, bis ein ärztlicher Irrtum ihn von seinem Kurs abkommen lässt. Er richtet sein Leben noch mal neu aus. Ein philosophischer wie bewegender Roman voller Lebensweisheit.
Der Wassertänzer – Ta-Nehisi Coates. Hiram ist in der Sklaverei aufgewachsen und kennt nichts außer einem Leben in Ketten. Von seiner Mutter hat er jedoch eine seltene Gabe geerbt. Als diese ihn eines Tages vor dem Ertrinken rettet, beschließt er, aus der Sklaverei zu fliehen und beginnt eine abenteuerliche Reise. Die wunderschöne Geschichte über den Gauben an sich selbst und an die Freiheit führt derzeit die Bestsellerliste der New York Times an.
Tipp. Wer noch mehr Inspiration sucht, der findet sie auf der Website zehnseiten.de, auf der regelmäßig virtuelle Lesungen stattfinden, während derer AutorInnen einen Blick in ihre Neuerscheinungen gewähren.