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Streiten Raus aus dem Teufelskreis

Freitag, 31. Mai 2024

Über die Autorin

Zoë Schlär ist seit fast 20 Jahren Mediatorin und versteht sich als Übersetzerin in Konfliktsituationen – sowohl im Beruflichen als auch im Privaten. Zudem ist sie Ausbilderin für Mediation, Trainerin und Systemischer Businesscoach. Für Creme Guides schreibt sie über festgefahrene Situationen, neue Begegnungsräume und das gegenseitige Verstehen, um nachhaltige Veränderung zu erreichen.

Diese Situationen, in denen die Emotionen überkochen und Worte unbedacht fallen, kennen wir alle. Einige von uns drehen dann fast durch oder frieren emotional ein, andere können scheinbar mühelos die Ruhe bewahren. Was können diese Menschen, was anderen so schwerfällt?

Es ist menschlich, in Missverständnisse zu geraten und aneinander vorbeizureden. Oftmals tragen Konflikte sogar eine besondere Kraft in sich und führen zu einer positiven Veränderung. Vorher müssen wir jedoch durch ein emotionales Tal, in dem wir unseren Gefühlen ausgesetzt sind, die wahrhaftig nicht angenehm sind.

Gefühle zeigen uns grundsätzlich an, dass Bedürfnisse erfüllt oder eben nicht erfüllt sind. In Konflikten sind bestimmte Bedürfnisse nicht erfüllt und im Großen und Ganzen geht es um Nähe oder Autonomie oder Sicherheit. Wenn wir lernen zu erkennen, was gerade nicht ausgewogen ist, was wir also momentan brauchen und dies auch formulieren können, dann ist schon viel gewonnen.

Natürlich ist jeder Streit so individuell wie die Menschen, die sich streiten und doch gibt es gleichzeitig wiederkehrende Muster.  Wie ist es zum Beispiel bei einem Streit mit der Partnerin oder dem Partner? Schauen wir uns ein Beispiel an …

Hanna und Viktor hatten beide einen anstrengenden Tag mit vielen Meetings und stressigen Gesprächen im Büro. Nun sitzen sie erschöpft beim Abendessen und Viktor scrollt gedankenverloren durch seine Mails. Hanna möchte sich unterhalten, von ihrem Tag erzählen und Viktors Meinung hören.

Sie redet und fragt, plaudert und bohrt. Er rutscht in seinen Stuhl, grunzt und rollt mit den Augen. Solche oder ähnliche Situationen kennen wir alle. Und die meisten von uns wissen wahrscheinlich auch, was als nächstes passiert: Beide sehen nur die eigene Perspektive und schon sind sie im Teufelskreis, im Streit.

Sie haben gerade unterschiedliche Bedürfnisse und die Strategien, die sie anwenden, um ihre Bedürfnisse zu erfüllen, führen zum Streit. Es sind nicht die Bedürfnisse an sich, die zum Streit führen! Sie reflektieren nicht, was sie brauchen, sie formulieren nicht, was ihnen gerade guttun würde und dadurch verlieren sie die Verbindung zueinander.

Wären Hanna und Viktor in der Lage auszusprechen, wie es ihnen geht und was sie brauchen, dann könnten sie gemeinsam eine Lösung finden. Viktor braucht Ruhe und Entspannung, Hanna braucht Austausch oder Nähe. Sie könnten statt zu streiten:

  • Erst reden, dann etwas für sich selbst tun.
  • Die Unterhaltung auf später verschieben.
  • Hanna könnte eine Freundin anrufen.
  • Viktor könnte eine Runde laufen gehen.

In angespannten Situationen gibt es unglaublich viele verschiedene Lösungen, die oftmals nicht gleich erkennbar sind, da nur die eigene Strategie verfolgt wird. Wenn wir lernen, ein Bewusstsein dafür schaffen, was wir brauchen und wonach wir uns sehnen und zugleich achtsam mit anderen umzugehen. Wenn wir miteinander sprechen und uns zuhören, also in Verbindung bleiben, dann kommen wir aus einem Teufelskreis wieder heraus, oftmals sogar gestärkt und näher aneinandergerückt, weil wir uns wirklich gesehen haben.

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