Nicht nur seine Kreativität hat er von seiner Mutter. Zugegeben: Wir staunten erstmal nicht schlecht, dass sich hinter dem Pseudonym Rosi Feist ein Herr „verbirgt“. Seit 2017 fertigt Thomas Papiercollagen. Am 1. April fing es an; das weiß er noch genau. Es sei „mehr oder weniger einfach so aus einer Not heraus passiert“. Sein Rechner gab den Geist auf. Thomas ist da noch Buchhändler, hat aber eigentlich Medienkunst in Weimar studiert und kommt aus dem Design-Bereich.
Er eröffnet ein Instagram-Profil unter dem Namen Rosi Feist und beginnt ohne Hintergedanken seine handgemachten Papiercollagen zu teilen. Die kommen ziemlich gut an. Er bekommt Anfragen von Freund:innen und Bekannten und verkauft seine ersten Bilder für „ganz wenig Geld“.
Nach zwei Wochen hat Thomas schon richtig viel verkauft. Er merkt: Da gibt es Bedarf und beginnt, jeden Tag eine Collage zu fertigen. Ungefähr 360 Collagen entstehen so im Laufe des nächsten Jahres. Thomas erstellt einen Shop für seine handgemachten Paper Cutouts, gründet ein Geschäft. Mittlerweile steht er auf eigenen Beinen. Und das fühlt sich richtig gut an, erzählt er.
Neben den handgefertigten Originalen gibt es derweil auch Prints und Lizenzen der Brand Rosi Feist. Die Paper Cuts sind immer handgemachte Originale, die teilweise wirklich viel Zeit brauchen. Thomas schätzt die Einschränkung, die er aufgrund des Papiers hat, auch das mache die Originale aus. Das Material übt eine regelrechte Anziehung auf ihn aus: „Wenn es irgendwo richtig schönes Papier gibt, dann muss ich das kaufen. Von diesem einen rosafarbigen Papier hab‘ ich nur noch einen Streifen da. Das hab‘ ich nie wieder gefunden“, erklärt er etwas wehmütig
Überhaupt gehört rosa zu seinen Lieblingstönen, seine Motive sind oft trivial, einfach, gar banal. Dazu passt, dass eines seiner ersten Motive der Gartenstuhl Monoblock war - der Standard-Stuhl fast überall auf der Welt. Ein Zufall: „Irgendwann bin ich drei Mal dran vorbeigelaufen und dachte, ‚da mach ich jetzt einfach mal ein Bild von‘.“
Schließlich steckt gerade im Alltag viel Ästhetik, wie Thomas findet: „Ich finde das Objekt in dem Moment schön. Jedes Produkt hatte irgendwann mal ein Design. Ich greif' das einfach auf und stell' es einfach mal frei in den Raum. Ich mach', was mir gefällt.“
Dazu gehören auch Mülltonnen, Pools oder Sportgegenstände; an die 500 oder 600 Motive hat Thomas, der von vielen Rosi genannt wird, inzwischen angesammelt. Sie kommen gut an. So gut, dass Rosi Feist sich in den USA gut verkauft, Plattencover gestaltet, ein Berliner Boutique-Hotel mit einigen Prints verschönert hat, gerade sogar ein Weinetikett designt. Bloß eine Ausstellung gab es bisher noch nicht. Aber was nicht ist, kann ja noch werden.
Thomas jedenfalls ist richtig zufrieden mit dem, was er tut: „Inzwischen mache ich das, was ich richtig gerne mach.“ Und auch seinen Mutter ist mächtig stolz und eine seiner besten Kundinnen. Lange sträubte sich Thomas nämlich, seiner Mutter zu gestehen, dass er unter ihrem Mädchennamen „etwas im Internet macht“. Thomas hatte Angst, sie würde denken, „mache Schmu unter ihrem Namen online.“
Dabei fand er den Namen einfach wunderschön. Plus: Sein echter Name Thomas Müller war einfach zu beliebig. Inzwischen ist Rosi Feist beinahe eine Identität geworden. Vielleicht taucht er ja bald als offizieller Künstlername in Thomas Ausweis auf.