EnglishThis content is
not available in
english
Menü

Osterfest Als Familie zusammen trotz Trennung

Dienstag, 15. April 2025

Über die Autorin

Zoë Schlär ist seit fast 20 Jahren Mediatorin und versteht sich als Übersetzerin in Konfliktsituationen – sowohl im Beruflichen als auch im Privaten. Zudem ist sie Ausbilderin für Mediation, Trainerin und Systemischer Businesscoach. Für Creme Guides schreibt sie über festgefahrene Situationen, neue Begegnungsräume und das gegenseitige Verstehen, um nachhaltige Veränderung zu erreichen.

Vergangene Woche saßen sie vor mir: Paula, Simon und eine leise Hoffnung, dass Ostern dieses Jahr vielleicht doch irgendwie schön werden könnte. Die beiden haben sich vor einigen Monaten getrennt. Keine Dramen, kein lautes Zerbrechen – eher ein langsames Auseinanderdriften, wie es so oft passiert, wenn Alltag und Lebenspläne irgendwann nicht mehr zueinander passen. Was bleibt, ist die gemeinsame Verantwortung für ihre fünfjährige Tochter Lucy. Und die Frage: Wie feiern wir jetzt eigentlich Ostern?

Die Idee, das Fest gemeinsam zu verbringen, entstand aus Lucys Wunsch – einer Mischung aus Tradition, Erinnerung und kindlicher Hoffnung. Ostereier suchen wie früher, vielleicht sogar gemeinsam im Garten. Nur eines wird in diesem Jahr fehlen: Paulas Eltern. Sie haben sich entschieden, fernzubleiben. Nicht, weil sie ihrer Enkelin nicht nah sein möchten. Sondern weil sie die Trennung ihrer Tochter nicht kommentieren, nicht bewerten, nicht mitgestalten wollen. Ihre Art, sich rauszuhalten – liebevoll gemeint, aber spürbar für alle.

Für Lucy bedeutet das: kein Kuchen von Oma, keine Geschichten von Opa, kein vertrautes Beisammensein. Ihre kleine Welt ist in Bewegung geraten, und jetzt fehlt ein noch ein weiteres Stück.

Was tun? Diese Frage stellte sich auch Paula. Und Simon. In unserer Sitzung ging es nicht nur um Pläne und Abläufe. Es ging um Trauer – Lucys Trauer, aber auch um die eigene. Um Unsicherheit, Schuldgefühle und den leisen Druck, „das Beste fürs Kind“ möglich machen zu müssen. Doch was ist das eigentlich, „das Beste“?

Ein harmonisches Fest zu dritt – vielleicht. Wenn es gelingt, die eigenen Emotionen beiseitezustellen. Wenn es möglich ist, sich nicht von alten Vorwürfen einholen zu lassen. Wenn der Fokus wirklich auf dem Kind liegt. Aber das ist leichter gesagt als getan.

Denn Eltern bleiben Menschen. Auch getrennt. Mit eigenen Bedürfnissen, mit wunden Punkten, mit Herzschmerzen. Die Vorstellung, Ostern als „Ex-Paar“ zu feiern, kann gleichzeitig schön und schmerzhaft sein. Und manchmal ist der Preis für diese Harmonie ein hoher.

Was ich Paula und Simon mitgegeben habe, war keine Anleitung. Keine Checkliste für gelingende Patchwork-Ostern. Sondern nur den Gedanken: Es gibt nicht die richtige Lösung. Nur eine passende für genau diese Familie, in genau diesem Moment.

Vielleicht wird Lucy dieses Ostern ein paar Tränen vergießen. Vielleicht wird sie auch lachen, während sie ein bemaltes Ei im Blumenbeet entdeckt. Vielleicht schaffen es ihre Eltern, den Schmerz für einen Tag leiser zu drehen. Vielleicht merken sie aber auch, dass getrennte Osterfeiern friedlicher und ehrlicher sind. Beides ist okay.

Denn das Leben nach einer Trennung ist kein Puzzle, das man einfach neu zusammensetzt. Es ist ein neues Bild, das entsteht – langsam, unperfekt, aber mit der Chance auf schöne Farben. Auch an Ostern.

Weitere interessante Artikel
Creme Guides
Karte
Reset Map