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Der rote Ball Michael Hetzingers Leben mit Hund

Montag, 10. April 2017

Gute Freunde von uns haben ein Haus in Westend mit einem schönen Garten. Da ihre kleine Tochter ein großer Fan von Hertha ist – Zitat: "Meine Hertha!"– sind wir oft zu Besuch.

Große Liebe, die auf Gegenseitigkeit beruht. Der Garten ist für Hertha natürlich das Größte: viel Platz, um in der Sonne zu liegen, Gras und Pflanzen zum Knabbern und vor allem – der rote Ball.

Normalerweise bellt Hertha fast nie. Aber in Kombination mit diesem Ball wird sie zur Kläfferin. Das Gemeine: das runde Gummiding ist etwas kleiner als ein Fußball und damit zu groß, um ihn ins Maul zu kriegen. Das macht sie fuchsteufelswild.

Bei dem Versuch, ihn zu schnappen, treibt die kleine Ballkünstlerin ihn mit dem Kopf vor sich her, im Kreis durch den ganzen Garten. Ihre Frustration darüber, dass sie ihn nicht zu fassen kriegt, äußert sie mit Dauerbellen. In ziemlich schriller Tonlage. Ich glaube, bei den Nachbarn ist sie ein gern gesehener Gast.

Mangelndes Durchhaltevermögen kann man Hertha nicht unterstellen: sie macht das stundenlang, wenn wir ihr den Ball nicht irgendwann wegnehmen. Beim Spielen kennt sie einfach keine Grenzen.

Laut einem populären Hundebuch ist das übrigens der Grund, warum Menschen und Hunde sich so gut verstehen: sie gehören beide zu den wenigen Tierarten, die ihr ganzes Leben lang nie aufhören zu spielen.

Wir haben einen riesigen Verschleiß an Spielzeug. Manchmal geht es irgendwo verloren. Zum Beispiel, wenn wir in der Dämmerung im Park spielen und Hertha schon losrennt – springend wie ein Rehkitz – bevor man wirft.

Wenn ich es dann in die andere Richtung werfe, findet sie es nicht mehr. Und ich auch nicht, wenn es schon zu dunkel ist. Dabei heißt es ja immer, Hunde hätten so einen guten Geruchssinn. Scheinbar weiß Hertha das aber nicht.

Der häufigste Grund aber ist ihre Zerstörungswut. Die meisten Spielzeuge überleben nicht lange in ihrer Obhut. Geknotete Seile werden zerupft, Bälle zerkaut und Kuscheltiere ausgehöhlt. Besonders gefährdet sind quietschende Gummitiere.

Hertha reißt sie auf, um an den Kern zu kommen, der das Quietschen verursacht. Sobald sie ihn aus dem Spielzeug rausgeholt und zerstört hat, interessiert sie sich nicht mehr für das Gummitier. Man könnte denken, das Raubtier in ihr kommt zum Vorschein und attackiert zielsicher das Herz des Feindes.

Unser Weihnachtsgeschenk für Hertha war ein gestrickter Stoff-Hot Dog des Berliner Labels Hund Hund. Neben Klamotten für Frau und Mann haben die Designer Hundeleinen und Spielzeug im Sortiment. Alle Spielzeuge sehen aus wie etwas Essbares, aber eben gestrickt.

Burger, Banane, Eistüte und Karotte. Alle in tollen Farben und eigentlich zu schade als Hundespielzeug. Im Nachhinein frage ich mich, was wir uns dabei gedacht haben, denn natürlich hat Hertha ihren Hot Dog schneller zerstört als Herrchen zum Einpacken des Geschenks gebraucht hat.

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