Die Zeit vergeht tatsächlich in Windeseile. Es kommt mir noch gar nicht so lange vor, aber diesen Winter ist Hertha nun schon drei Jahre bei uns. Stand sie nicht erst gestern als kleines Fellknäuel Mitten in der Nacht im Schneesturm im Hof und wollte partout nicht Pippi machen? Nein, da liegen tatsächlich schon ein paar Winter dazwischen. Und seit sie da ist, hat sie meinen Alltag gehörig durcheinander gewirbelt. Was sich alles durch Hertha verändert hat? Eine ganze Menge…
Dank Hertha bin ich zum Frühaufsteher mutiert. Wo ich mich früher morgens gern noch mal umgedreht habe, holt Hertha mich heute gnadenlos aus dem Bett. Anfangs war ich weniger begeistert, heute finde ich es klasse. Wenn man schon früh wach ist, hat man viel mehr Zeit, schon morgens alle möglichen Dinge zu erledigen. Zum Beispiel mit einem Hund spazieren zu gehen. Oder mit einem Hund Laufen gehen. Oder Frühstück für einen Hund zuzubereiten.
Schon in Prä-Hertha-Zeiten führte mich mein Arbeitsweg morgens durch den Weinbergspark. Aber was darin so vor sich ging, ist mir nur ganz am Rande aufgefallen. Ganz anders heute: der Park ist mein zweites Wohnzimmer. Nun gut, Hertha pinkelt nicht ins Wohnzimmer, aber davon abgesehen stimmt der Vergleich. Dort treffe ich heute Freunde und Bekannte. Eine wilde Mischung an Menschen, die ich ohne Hertha nie kennengelernt hätte. Wenig anderes bringt völlig unterschiedliche Menschen so zusammen wie Hunde und Rumstehen im Park.
Im Büro macht mich Hertha zu einem gesünderen Menschen, weil ich definitiv fast ausnahmslos jeden Mittag Pause mache, mich bewege und in Ruhe etwas esse. Das war früher keineswegs immer so. Und wenn es mal stressig wird, sorgen Hertha und ihre flauschigen Kollegen für Ablenkung und kurze Spielpausen.
Auch wenn sich das vielleicht merkwürdig anhört: auch meine Beziehung hat Hertha verändert. Die gemeinsame Verantwortung für ein Lebewesen schweißt Nils und mich noch mehr zusammen. Und unsere Kleine potenziert irgendwie die Liebe in unserem gemeinsamen Leben. Es ist wohl tatsächlich ein kleines bisschen so, als wären wir Väter geworden. Streit darüber, wer das in der ganzen Wohnung verteilte Spielzeug wegräumt, inklusive.
Hatte ich früher mit Spaziergängen in der Natur wenig am Hut, kenne ich heute Teile Brandenburgs besser als Berlin. Kaum ein Wochenend-Tag, an dem wir nicht aus der Stadt raus fahren und ausgedehnte Spaziergänge durch Wälder, Täler und Wiesen machen. Genau das richtige zum Durchatmen und Abschalten. Leider hat sich die kulinarische Entwicklung Brandenburgs nicht wirklich an meine häufigen Besuche angepasst. Aber ich gebe die Hoffnung nicht auf.
Last but not least: diese Kolumne. Eine Leidenschaft zum Schreiben hatte ich schon immer. Aber viele Jahre habe ich sie “nur” beruflich ausgelebt. Seitdem scheinbar manche Menschen ganz gerne lesen, was ich hier mehr oder weniger regelmäßig zu Papier bringe, habe ich ein neues Hobby – Hunde-Kolumne schreiben. Und ich bin da ganz egoistisch: vor allem mache ich das für mich selbst. Ein bisschen wie Tagebuch schreiben. Nur öffentlicher. Jedenfalls bringt das Schreiben mich dazu, manches bewusster wahr zu nehmen. Wie zum Beispiel, was sich in den letzten Jahren so in meinem Leben geändert hat.