Es ist eine der meist-diskutierten Fragen unter Hundebesitzern: Soll ich meinen Mitbewohner mit der kalten Schnauze kastrieren lassen? Es gibt medizinische Gründe dafür und dagegen, doch häufig ist es auch eine Philosophie- oder Glaubensfrage: will ich meinem Haustier eine Operation antun, die womöglich gar nicht nötig ist und nur meiner eigenen Bequemlichkeit dient? Oder genau andersrum: wie sehr leidet mein Tier darunter?
Wir hatten uns gegen eine Kastration bei Hertha entschieden, falls es keine medizinischen Gründe dafür gäbe. Denn Hündinnen sind nur maximal zwei Mal im Jahr läufig und nicht wie Rüden praktisch allzeit bereit und häufig entsprechend unter Druck. Außerdem wollten wir uns die Option offen halten, Familienplanung zu betreiben – Großväter von einem Rudel Mini-Rassmos war zu verlockend.
Wie so oft kam es aber anders: Hertha wurde leider schon nach der ersten Läufigkeit scheinschwanger beziehungsweise scheinträchtig. Grob erklärt: ihr hormoneller Zustand ist dann so, als wäre sie schwanger bzw. als hätte sie Nachwuchs bekommen. Sie verhält sich dann wie ein völlig anderer Hund: reagiert zickig auf fast alle anderen Hunde, wird erst extrem verschmust und im Verlauf das genaue Gegenteil, frisst weniger bis gar nichts und ist träge und lustlos.
Neben der Tatsache, dass dieser Zustand für sie ganz bestimmt nicht erfreulich ist, gibt es vor allem gesundheitliche Folgen: diverse Krebsarten treten bei Hündinnen, die scheinschwanger werden, mit einer deutlich höheren Wahrscheinlichkeit auf. Und leider ist es auch meist so: einmal scheinschwanger, immer scheinschwanger. Daher raten eigentlich alle Ärzte in dem Fall zur Kastration.
Hertha zuliebe haben wir also unsere Familienpläne verworfen und sie diese Woche operieren lassen. Das war schlimm! Wir waren natürlich super nervös, ob alles gut geht. Und auch wenn die OP gut lief, litt sie natürlich sehr unter diesem nicht kleinen Eingriff, der zwei Stunden unter Vollnarkose dauert. Sie war erschöpft, machte leidende Geräusche, war wacklig auf den Beinen – ein Häufchen Elend.
Zum Glück ging es sehr schnell bergauf und schon nach drei Tagen war sie wieder fast die Alte. Daher haben wir uns auch entschieden, unseren lange geplanten Ausflug ins Forsthaus Strelitz trotzdem anzutreten. Sie schläft sowieso sehr viel und das kann sie ja auf dem Land genauso gut wie Zuhause. Es gibt nichts Erholsameres, als einfach mal für eine Nacht rauszukommen aus Berlin und ein besonderes Abendessen zu feiern. Die Küche von Wenzel Pankratz ist jeden Ausflug wert: leicht, regional, bodenständig, außergewöhnlich.
Was wir vorher nicht wussten: das Forsthaus Strelitz ist ein Paradies auch für Hunde und Heimat der beiden Hofhunde Bacardi und Cora Lee. Hertha muss sich zwar noch schonen, aber die beiden Spielkameraden waren ein gefundenes Fressen für sie. Als Hertha ein Bad im Teich nahm, war es allerdings Zeit für eine Spielpause. Wir kommen einfach wieder, wenn Hertha wieder fit ist und besuchen ihre neugewonnen Freunde.