Infos zu Veranstaltungen, Verkostungen und Aussteckterminen auf https://www.pferschy-seper.at/kalender/
Ab-Hof-Verkauf:
Montag bis Freitag 15-19 Uhr, Samstag 9-13 Uhr
Weingut und Heuriger Pferschy-Seper
Friedrich Schiller Straße 6
2340 Mödling Wien
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Auf dem Etikett die Umrisse vierer Frauen, Hand in Hand, auf Augenhöhe vereint. Wie kein anderer steht der Gemischte Satz für die besondere Geschichte des Weinguts Pferschy-Seper. Anders als beim Cuvée, für den die Weinreben erst nach der Lese gemischt werden, kommen sie beim Gemischten Satzes schon im Weinberg zusammen, erklärt Anna Pferschy-Seper.
„Sie gehen eine Symbiose ein, unterstützen sich und jede Rebsorte bringt ihre eigene Charakteristik mit.“ Das sei wie bei uns, sagt die junge Winzerin: Vier Frauen, jede mit ihrem eigenen Charakter, mit eigenen Stärken und Ideen. Zusammen ergeben sie ein harmonisches Ganzes.
Die Trauben für den Gemischten Satz wachsen in den Hügeln rund um Mödling, eine kurze Bahn- oder gemütliche Fahrradfahrt von Wien entfernt. Im Zentrum von Mödling, an einer unscheinbaren Hauptstraße, liegt das Weingut der Pferschy-Sepers. Eine Ansammlung von Häusern aus verschiedenen Epochen, gruppiert um einen großen Innenhof mit angrenzendem Garten. Die Wurzeln des Weinbaubetriebes reichen zurück bis ins Jahr 1718, er gehört zu den ältesten der Stadt. Und noch etwas ist besonders am Weingut der Pferschy-Sepers: Es wird seit vier Generationen von Frauen geführt, derzeit von Annas Mutter, Birgit Pferschy-Seper.
Ihre 27-jährige Tochter wurde kürzlich von Falstaff zur beliebtesten Jungwinzerin des Jahres gewählt. „Ich steh sehr gut in den Startlöchern,“ sagt sie und lacht. Seit 2019 arbeitet sie fest mit im Betrieb der Familie: Sieben Hektar Anbaufläche bewirtschaften sie, verteilt zwischen Mödling und Pfaffstätten. Verkauft wird der Wein größtenteils ab Hof sowie im eigenen Heurigen.
Mehrmals im Jahr wird „Aus’gsteckt“. So werden die Wochen genannt, in denen die Heurigen geöffnet sind – in denen Weine ausgeschenkt, Jause und traditionelle Speisen angeboten werden. Der Name geht auf den Zweig zurück, der früher über dem Eingang der Heurigen angebracht wurde, um anzuzeigen, dass der Schank geöffnet ist.
Vom Hof aus, wo Tische und Bänke unter hohen, ausladenden Bäumen stehen geht es in den verwinkelten Gastraum – mit jeder Generation erweitert und umgebaut, wie Anna Pferschy-Seper erklärt, als sie durch die vielen Räume führt: Vom „Alten Stüberl“ ins „Rudolfstüberl“ – „benannt nach Kronprinz Rudolf, der hier zu Gast war“ – und weiter in den Kellerraum, vorbei an alten Weinflaschen, die vom flaumigen Staub vergangener Jahrzehnte überzogen sind.
Angekommen im Kellerraum dann die großen Tanks und Fässer, in denen der Wein der letzten Ernte lagert. Die meisten Gäste seien überrascht, sagt die junge Winzerin, dass sich hier mitten in Mödling, versteckt vor der Außenwelt, so eine große Produktion befinde.
Um die 20 Sorten machen sie derzeit. „Zur Zeit von meiner Oma war das ganz anders: Die hatten zwei Doppler-Weine, einen roten und einen weißen, und vielleicht noch zwei Bouteillenweine.“ Der Doppler, einfacher Schankwein in üppigen Zwei-Liter-Flaschen, war lange die Norm in der österreichischen Weinszene. In den 1990er-Jahren stand er vor allem für mangelhafte Qualität, fehlende Raffinesse und Kopfweh-Garantie, sodass die klassischen Bouteillenweine immer beliebter wurden.
Auch die Pferschy-Sepers füllen ihren Wein größtenteils in herkömmliche 0,75 Liter-Flaschen ab. Der Fokus liege auf Weißburgunder, Pinot Noir und Sankt Laurent, erklärt Winzerin Anna – Reben, die man auch aus dem französischen Burgund kennt. Das Anbaugebiet Thermenregion, das sich südlich von Wien erstreckt und zu dem auch die Hügel rund um Mödling zählen, werde auch das „geheime Burgund Österreichs“ genannt, da die klimatischen Bedingungen ähnlich seien.
Neben diesen Burgunderreben arbeiten die Pferschy-Sepers auch viel mit regionalen, autochthonen Sorten wie Rotgipfler und Zierfandler, die es nur in der Thermenregion gibt. Heraus kommen kräftige, cremige Weine mit „super Reifepotential“, wie die Jungwinzerin sagt. „Das ist total spannend, wie die sich entwickeln. Im Keller sind sie auch um einiges herausfordernder. Man muss immer wieder die Hefe aufrühren, damit sie schön cremig werden.“
Anschließend werden sie in Eichenfässern gelagert, das Holz aus den umliegenden Wäldern. Die Böden sind karg, weshalb die Bäume nur sehr langsam wachsen und das Holz besonders feinporig wird. „Das widerspiegelt sich super in den regionalen Sorten: Es hilft ihnen, sich zu entfalten.“ Das Holz müsse den Wein fördern, sagt die 27-Jährige, dürfe aber nicht im Vordergrund stehen. „Du sollst nicht denken, dass du ins Holz beißt.“
Das sei die große Kunst des Weinmachens: Jedem Wein bei seiner Entwicklung helfen. Das Potential herausarbeiten, ohne ihn in eine Richtung zu biegen. „Das ist wie bei einem Kind: Jedes hat seinen Charakter.“
Wie aussichtslos der Versuch ist, Wein beziehungsweise Kind in eine Richtung zu drängen, das wussten schon Anna Pferschy-Sepers Mutter und Großmutter: Anfangs war es die wirtschaftliche Not, die die Frauen in die Führungsrolle drängte. Ihre Großmutter habe ziemlich allein gewirtschaftet, erinnert sich Annas Großmutter, Margarete Pferschy.
Ihr Vater fiel im Krieg, sodass auch ihre Mutter alleine mit dem Betrieb dastand. „Mein Mann war immer irgendwo mit seinem Job,“ erzählt die 82-Jährige. „Er hat keine Ahnung von dem Betrieb gehabt, aber wir haben gut zusammengearbeitet. Ich habe das Know How gehabt und er hat immer gut verdient in seinem Beruf und das Geld gehabt.“
Eigentlich sollte ihr jüngerer Bruder den Weinbaubetrieb übernehmen. Der aber wollte seinen Lehrer-Beruf nicht aufgeben. Also sprang Margarete Pferschy ein, die zwar auch als Lehrerin arbeitete, aber schon früh Interesse am Weinbau hatte. Sie erzählt, wie sie sich als Schülerin aus dem Internat „weggeschwindelt“ hat, um der Mutter zu helfen. „Ich bat meine Mutti: Schick irgendeinen Brief. Sag, du bist krank und du brauchst ganz dringend meine Hilfe.“
Wie es ihr und ihrer Mutter damals erging, als Winzerinnen in einer Männerdomäne? „Männerdomäne war keine,“ sagt sie entschieden. Viele Männer waren im Krieg gefallen. Außerdem sei der Betrieb damals noch viel kleiner gewesen. Der Begriff „Weingut“ ist der 82-Jährigen fremd. „Ich schreib bis heute Weingärtnerei Pferschy-Seper.“ 6500 Quadratmeter bewirtschafteten sie damals nach dem Krieg, weniger als ein Hektar, weniger als ein Siebtel der heutigen Anbaufläche.
Eine „große Errungenschaft“ sei es gewesen, als die Familie Ende der 40er, Anfang der 50er ein „Leiterwagerl“ angeschafft habe: „Damit haben wir die zwei, drei Doppler, etwas Sodawasser und Brot ins Winzerstüberl gefahren, um es dort zu verkaufen."
Früher hatten die wenigsten Weinbaubetriebe eigene Weinschänken. Seinen Heurigen-Wein verkaufte man in gemeinschaftlichen Winzerstuben, für die man bestimmte Zeiten zugeteilt bekam. Auch im Zentrum von Mödling gab es früher solch einen Raum, in dem man seinen heurigen Wein „aussteckte“.
„Ich war immer recht entschlossen und habe mich immer wohl mit meiner Arbeit gefühlt,“ sagt Margarete Pferschy rückblickend. Nebenher kümmerte sie sich um ihre zwei kleinen Kinder: „Die kleine Karin hab ich im Weinberg dabei gehabt. Wenn das Kinderwagerl gewackelt hat, wusste ich, sie schreit und bewegt sich. Dann bin ich wieder hingegangen und habe sie beruhigt.“
Stück für Stück wurde der Betrieb erweitert, Anbaufläche zugekauft, der Weinkeller und das Heurigenlokal ausgebaut, auf biologischen Anbau umgestellt – als einer der ersten Betriebe in der Thermenregion, wie Enkelin Anna stolz erklärt. „Damals haben viele noch gesagt: Bio, das schmeckt ja nicht, das brauchen wir nicht. Das Bio-Logo kam klein auf die Flasche, weil die Leute das nicht verstanden haben. Und heute ist es DAS Thema.“
2004 übergab Margarete Pferschy das Weingut, die Weingärtnerei, an ihre Tochter Birgit. Und mit Tochter Anna steht nun die 5. Frauengeneration in den Startlöchern. Ihre Mutter habe manchmal noch von Messen erzählt, wo man sie gefragt habe: „Und wo ist der Winzer?“ Früher sei eine Frau an der Spitze von manchen noch nicht akzeptiert worden.
Und auch wenn es nach wie vor ein männerdominierter Beruf sei, sagt sie: „Mittlerweile ist es für uns kein Thema mehr. Wir stehen hinter unseren eigenen Weinen und setzen unsere eigenen Projekte um.“ Sie hofft, dass sie den Betrieb eines Tages mit ihrer jüngsten Schwester fortführen kann.
Beide gingen sie nach der Schule in die weinbauliche Richtung. Aus freien Stücken, wie sie betont. "Unsere Mutter hat immer gesagt: Wenn wir es machen, dann weil wir es gerne machen.“ Keine ihrer drei Töchter soll den Betrieb übernehmen, nur damit es weitergeht.
Ohne Leidenschaft gehe es in dem Beruf sowieso nicht, sagt auch Großmutter Margarete Pferschy. Die Tage seien lang und arbeitsintensiv. „Wenn du immer vergleichst: Der geht um fünf aus dem Büro und kann ins Bad gehen und ich muss noch… Wenn ich anfange, auf die Uhr zu schauen, bin ich gut beraten, was anderes zu machen. Dann wird man nicht glücklich damit. Und es soll ja Spaß machen und glücklich machen.“
Wie die Generationen vor ihr hat auch Anna Pferschy-Seper viele Ideen, mit denen sie den Betrieb in die Zukunft führen will. Letztes Jahr startete sie das Projekt „Winzer für einen Tag“: Drei Mal im Jahr lädt sie Interessierte ein, sie einen Tage in die Weinberge zu begleiten. Dort lernen sie, wie die Weinlese abläuft, wie man Reben anbindet und schneidet oder – nun Anfang Juni auf dem Programm – alles rund ums Thema Laubarbeit. Zurück am Hof gibt es eine Jause samt Weinverkostung.
„Ich liebe es, Sachen praktisch zu machen. Genauso möchte ich es auch den Kunden transportieren. Sie können selber mal im Weingarten stehen, selber mal probieren, was eigentlich dahintersteckt.“
Viel hat sich verändert, seit den Zeiten von Großmutter Margarete Pferschy: Andere Sorten, moderne Hilfsmittel, größere Anbauflächen, veränderte klimatische Bedingungen. Manches aber ist bis heute gleich geblieben: Noch immer bestimmen die Frauen, wo es langgeht. Und noch immer werden die Weinreben von Hand gelesen.
„Jeder Mensch hat seine Energie. Du übermittelst sie an alles, was du angreifst,“ ist Margarete Pferschy überzeugt. Genauso wie auch die Maschinen ihre Energie weitergeben. „Das eine ist die Lebensenergie und das andere ist die technische Energie. Und da ist ein riesen Unterschied, Bitteschön.“ Ein Unterschied, den man spürt und schmeckt.