Kürzlich auf einer Champagnergala lenkte ein Stand meine ganz besondere Aufmerksamkeit auf sich. Denn das mit Abstand sympathischste Team gehörte zu Extrabrut, die darüber hinaus mit völlig unbekannten Namen auftrumpften. Jetzt war mein Interesse erst recht geweckt. Rainer Huchler heißt der Mann dahinter, ist eigentlich Architekt und seine Liebe gilt dem Champagner. Das verbindet uns!
Wie es zu Extrabrut gekommen ist, will ich wissen. Und er erzählt mir, dass er immer schon begeistert vom „besten Getränk der Welt“ war. Als er dann auf einer Weinreise durch die Champagne so viele gute Tropfen entdeckte, die man hierzulande überhaupt nicht kannte, beschloss er, diese Entdeckungen einem breiteren Publikum näherzubringen. Denn Weinhändler gebe es viele, auf erstklassige Raritäten spezialisierte Schaumweinhändler eher nicht. Dabei habe er es besonders auf Weingüter abgesehen, die biodynamisch produzieren und oft auch nur ihr eigenes Traubengut verarbeiten, die Récoltant-Manipulants.
Fleury, der älteste zertifizierte Bio-Winzer in der Champagne, liege ihm besonders am Herzen, verrät er. Nicht zuletzt deshalb durfte ich mich von dreien seiner Weine – allesamt 100%ige Pinot Noirs – schon auf der Gala begeistern lassen. Dass der Champagner Bio-Qualität hat, schmecke ich zwar nicht, aber es gibt mir ein sehr gutes Gefühl! Hier geht es nicht um Massenware, sondern um ganz erlesenen Genuss. In jeder Hinsicht. Und um Vielfalt. Denn aus den vier großen Anbaugebieten sind bei Extrabrut gleich drei vertreten.
Etwas skeptischer hingegen stehe ich den Franciacortas gegenüber. Bisher konnte ich mich für italienische Schaumweine überhaupt nicht erwärmen. Doch Rainer Huchler will mich überzeugen und lässt mich einen Franciacorta Bagnadore Pas Dosè Riserva 2008 aus dem Hause Barone Pizzini probieren. Und was soll ich sagen: Hätte man ihn mir als Champagner kredenzt, ich hätte keinen Widerspruch erhoben. Sanft perlt er, hinterlässt prickelnde Spuren an meinem Gaumen und zaubert ein Lächeln in mein Gesicht. Ich muss Abbitte leisten, denn dieser Franciacorta steht meiner Meinung nach einem Champagner in nichts nach. Ich für meinen Teil werde mich an Franciacortas wieder heranwagen und bin neugierig auf weitere Exemplare.
Die lagern übrigens in einem alten ausgedienten Trafohäuschen, das jahrelang leer gestanden hatte. Auf kleiner Grundfläche, aber nach oben hin offen, witzelt der Herr über die feinen Flaschen. Und diese ungewöhnliche Herberge steht in Muntlix in Vorarlberg nah der Schweizer Grenze. Dort lebt Rainer Huchler und verschickt von hier aus seine handverlesenen Schaumweine nach Deutschland, Österreich und in die Schweiz. Zu beziehen sind die Genüsse aus der Flasche übers Internet. Extrabrut ist hauptsächlich Online-Shop.
Und wen es doch einmal nach Muntlix verschlagen sollte, dem öffnet Rainer Huchler natürlich auch seinen Keller, pardon, sein Trafohäuschen und wird mit Freude alles zum Besten geben, was er über Champagner weiß und wieso hier gerade diese Tropfen bei ihm lagern. Sein hoher Respekt gegenüber den Winzern wird deutlich, wenn er über die Qualität seiner Auswahl spricht. Mir hat das Zuhören unglaublich viel Spaß gemacht und vor allem Lust auf Champagner und andere Schaumweine. Cava ist sein nächstes Projekt. Lassen wir uns überraschen!