Es war das Lieblingshotel vieler Promis, Treffpunkt der High Society. Maria Callas, Romy Schneider und Brigitte Bardot übernachteten dort mehrmals, Curd Jürgens buchte immer dieselbe Suite, die auch von Hildegard Knef favorisiert wurde. Harald Juhnke war Stammgast im „Kempinski Grill“. 1952 eröffnet, feierte die Grande Dame der West-Berliner Luxus-Hotellerie, das liebevoll „Kempi“ genannte Kempinski Bristol, letztes Jahr seinen 70. Geburtstag. Kein Alter für die Hotel-Ikone am Kurfürstendamm, vielmehr ist sie gerade wieder durchgestartet.
Vor fünf Jahren ein Re-Branding des Namens, Bristol Berlin heißt das Haus mit der markanten geschwungenen Fassade inzwischen. Im Jubiläumsjahr kam ein neuer Hoteldirektor, visionär und extravagant: Frank Ketterer, der Mitt-Fünfziger im smarten Casual-Business-Look, trägt immer farbige Socken und kommt mit dem Fahrrad ins Hotel. Er legt Wert auf Nachhaltigkeit, privat wie im Job.
Was ihn, in dem knappen halben Jahr, in dem er seinen Posten innehat und mit einem 120-köpfigen Team zusammenarbeitet, auch zum Chef einer Sonderabteilung mit 20.000 Mitarbeiter*innen gemacht hat: „Seit anderthalb Jahren halten wir auf dem Dach Bienen“, erzählt der gebürtige Nordrhein-Westfale, der sich dieser Aufgabe zusammen mit Frank Hokamp, Küchenchef des „Bristol Grills“ und Hobby-Imker, widmet.
Zwischen Grand Hotel und Lifestyle-Haus stellt sich Frank Ketterer auf. Geplant ab Februar wird es im Bristol Berlin die Möglichkeit geben, sowohl wie gewohnt im Sterne-Hotel-Segment persönlich an der Rezeption einzuchecken oder den Self-Check-in zu nutzen. Zeit- und Papier-Ersparnis durch letzteres, dafür, so Ketterer, mehr Zeit für den individuellen Service am Gast.
Ein anstehendes, auffrischendes Großprojekt ist die Renovierung der Gästezimmer; Musterzimmer sind bereits fertig. Für die Berliner*innen bleibt das Luxushotel mit seinen 246 Zimmern und 55 Suiten, aber nach wie vor das „Kempi“.
Mit 16 ist Ketterer mit seinen Eltern auf einem Gourmetfestival in Köln gewesen und hat vor dem dortigen Steigenberger einen Mitarbeiter in Livree entdeckt. „Da wurde mir klar, dass ich im Hotel arbeiten wollte“, denkt er an den Anfang seiner Karriere zurück. Seine Mutter sei dann hinein gegangen und habe sich erkundigt, wie der Berufswunsch des Sohnes Realität werden könne.
Eine sehr gut abgeschlossene Ausbildung zum Restaurantfachmann, das Ritz in Paris, 1999 die Eröffnung des Schweizer Hofes in Berlin, wo er sich in fünf Jahren vom Empfangschef zum stellvertretenden Hoteldirektor emporarbeitete und das Grand Hotel Esplanade – nur einige seiner Stationen vor dem Bristol.
Viele Mitarbeiter*innen gehören schon seit Jahren zur Bristol-Familie. So wie seit nunmehr drei Jahrzehnten Michael Vogt und seit zwölf Jahren Marc Schnabel, beide Concierges mit den gekreuzten goldenen Schlüsseln am linken und rechten Revers, Zeichen der international renommierten Concierge-Loge „Les Clefs d’Or“.
„Sightseeing-Routen, besondere Sehenswürdigkeiten, Tickets für Kulturevents“, beschreibt Marc Schnabel den alltäglichen Service für die Gäste, „besondere Momente für uns sind, wenn wir etwa um Tickets für bereits ausverkaufte Events gebeten werden.“ Da kommen das fundierte Wissen um die eigene Stadt und das Concierge-Netzwerk ins Spiel.
Auch wenn Diskretion zum Selbstverständnis der Concierges gehört, darf manches publik gemacht werden. „Yoko Ono rief gegen 23 Uhr an, dass sie um 1.30 Uhr nachts einen Haarschnitt wolle, da der Mond günstig stünde“, erinnert sich Schnabel. Ein Kollege hätte die Handy-Nummer vom inzwischen leider verstorbenen Promi-Friseur Udo Walz gehabt, der diesen Wunsch selbstverständlich erfüllt habe.
Traditionen werden gepflegt, neue geschaffen. Im „Bristol Grill“ werden die Crêpes Suzette von Restaurantleiter Dirk Hoffmann seit fast 30 Jahren am Tisch flambiert. In der jungen Berliner Restaurantszene gibt es den Trend, am Sonntagabend zu öffnen, Ruhetage dafür gar am Samstag stattfinden zu lassen. „Wir haben auch sonntags geöffnet, dafür Montag und Dienstag geschlossen“, schließt sich Frank Ketterer an.
Zeitgeistig auch, den Gästen kein Frühstück im Hotel zu servieren. „Wir haben es ins Reinhard’s ausgelagert“, so Ketterer, der damit seinen Gästen eine weitere moderne Institution am Ku’damm nahebringt. Das passende Berlin- und Bristol-Souvenir finden sie dann wieder im Hotel. Ab diesem Jahr, plant der Hotel-Chef, soll der Honig der Hotel-eigenen Bienen zum Verkauf stehen.