Montag nach Vereinbarung
Dienstag bis Freitag 11-18.30 Uhr
Samstag 11-16 Uhr
NOH NEE
Hans-Sachs-Straße 2
80469 München-Isarvorstadt
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Keine Frage, dass in einem München-Guide das Thema Tracht nicht fehlen darf. Gar nicht so leicht allerdings, hierzu etwas Spannendes fern von Touristengaudi und allzu angestaubtem Traditionalismus zu finden. Aber durchaus möglich – wie das Label NOH NEE zeigt:
Die Designs, die man unter dem Motto Dirndl à l’Africaine im Showroom von Rahmée Wetterich und ihrer Schwester Marie Darouiche findet, sind richtige Kunstwerke. Aber nicht zum an die Wand hängen, sondern zum Tragen. Afrikanische Stoffe mit außergewöhnlichen Mustern in kräftigen Farben treffen hier auf europäisch-bayerische Tradition.
Der Anspruch, dass ein Dirndl immer etwas Besonderes sein sollte, die Persönlichkeit seiner Trägerin unterstreichen muss, wird dabei auf höchstem Niveau umgesetzt. Sogar wenn sie aus dem gleichen Stoff geschneidert sind, unterscheiden sich die Modelle stets in kleinen Details – zusammengesetzt wie aus unzähligen gemusterten Puzzlestücken, die die kreativen Modeschöpferinnen immer wieder neu kombinieren.
Und der Erfolg der Frauen spricht für sich: Aus der ganzen Welt strömen die Kundinnen zu den beiden in ihre Räumlichkeiten im Glockenbachviertel. Immer wieder werden die wenigen Quadratmeter zwischen den einzigen zwei Umkleidekabinen dann zum Catwalk: Wer das perfekte Kleid gefunden hat, will es auch zeigen, mit anderen darüber diskutieren.
"Ich glaube, das Thema Afrika und die wahnsinnig starken Farben und Muster machen etwas mit den Menschen.", erklärt mir Rahmée. Wie sehr, darüber ist sie selbst manchmal erstaunt: "Irgendwie haben wir wohl einen Raum mitten in München geschaffen, in dem man sich fühlt, als sei man ganz woanders – und sind damit auf eine gewisse Sehnsucht gestoßen."
Da die Nachfrage so groß ist, wächst das Angebot des kleinen Labels mittlerweile über den Bereich der Dirndl hinaus: Auch Hosen, Mäntel und Blusen gehören zum wechselnden Sortiment. "Wir probieren ständig Neues aus. Das kommt dann alles erst mal an meine 'Probierstange' im Laden und wir warten ab, was passiert.", lächelt Rahmée. "Das ist ähnlich wie in einer Küche – manchmal funktioniert eine gewagte Zutat, manchmal aber auch nicht." Ob es funktioniert, entscheiden die Kundinnen – häufig ergibt sich nach spontanem Anprobieren und Austausch im Laden der finale Look.
Im Schaufenster entdecke ich während unseres Gesprächs aufsehenerregende Pumps und Ballerinas. Auch diese alle Einzelstücke und gefertigt in Zusammenarbeit mit dem Münchner Traditionshaus Hiegl. "Ja, natürlich lassen wir die extra aus unseren Stoffen schustern. Was bringt ein tolles Kleid, wenn das Gesamtbild nicht stimmt? Wäre ja noch schöner, wenn ich meine Kundinnen erst durch die ganze Stadt schicke, um den richtigen Schuh zu finden...", lautet die simple Erklärung der ursprünglichen Interior-Designerin dazu.
Um den Bezug zu Afrika zu verstärken, haben sie und ihre Schwester sich dazu entschlossen, einen Teil ihrer Produktion von München nach Benin zu verlagern – in das Land, aus dem sie ursprünglich kommen. Hier kooperieren sie mit einer Organisation, die Mädchen aus schwierigen Verhältnissen eine handwerkliche Ausbildung und damit die Chance auf ein selbstbestimmtes Leben bietet.
Eine dieser jungen Frauen, eine mittlerweile ausgebildete Schneiderin, wurde in München geschult und verantwortet jetzt die Leitung der NOH NEE Benin-Schneiderei in Tanguieta – wo sie ihr Wissen an andere Schützlinge weitergibt.
Die Linie aus dieser Kooperation trägt den passenden Namen Afriquia und soll 2016 erstmals verkauft werden. Und ich bin mir ziemlich sicher: Die ersten Musterstücke werden nicht lange auf Rahmées Probierstange hängenbleiben!