In den warmen Monaten des Jahres sieht man sie bereits frühmorgens zum Sonnenaufgang durch Münchens Innenstadt radeln, oder in U-Bahn oder Tram fahren: Eisbachsurfer. Das Brett lässig unter einen Arm geklemmt, der Neoprenanzug glänzt im ersten Licht des Tages. Dieser Anblick inmitten einer Millionenmetropole fernab vom Meer ist eine Besonderheit der Stadt.
Zu finden ist die Eisbachwelle an der Prinzregentenstraße unweit des Museums Haus der Kunst inmitten des Englischen Gartens. Laura Haustein gehört seit vier Jahren zur Surf-Community und steigt drei bis vier Mal pro Woche aufs Board. „Mittlerweile haben sich durch den Eisbach einige enge Freundschaften ergeben, denn die Leidenschaft fürs Wellenreiten verbindet. Man gibt sich gegenseitig Tipps und unterstützt sich“, erzählt die 23-Jährige.
Die gebürtige Münchnerin übte zuerst zwei Jahre lang im Wasser an der Floßlände in Thalkirchen, bevor sie sich an den Eisbach herantraute. Denn ungefährlich ist das Wellenreiten in der kalten Strömung nicht. Daher sollten wirklich nur erfahrene Surfer aufs Brett und in die Fluten vom Eisbach steigen.
Vor allem in der Surf-Hauptsaison von Mai bis Oktober drängeln sich Touristen auf der Brücke an der Prinzregentenstraße, während sich die Eisbachsurfer entgegen der starken Strömung lässig-elegant wie Akrobaten aufs Brett gleiten lassen, hochstemmen und mit rhythmischen Bewegungen ihren ganz persönlichen Tanz mit Board und Wasser beginnen.
Für Laura Haustein ist der Eisbach der Wellenreiter-Spot Nummer Eins. „Er vereint einfach das Beste, was man sich als Surfer wünscht: Es ist keine künstliche Welle, man ist draußen in der Natur umgeben von einer tollen Kulisse und hat auch immer wieder mit Unwägbarkeiten zu kämpfen wie kleinen Buckeln oder einem niedrigen Wasserstand. Das ist der Reiz des Unperfekten.“
Auch abseits der Surferszene ist der Eisbach beliebt. Er sorgt getreu seines Namens im Hochsommer für wunderbare Abkühlung und lässt einen wie ein Kind jauchzen, wenn man es wagt, sich auf ihm ein Stück weit treiben zu lassen.
Ob als Mini-Erlebnisbecken oder Eldorado für Surfprofis: Der Eisbach ist ein Symbol Münchens, schenkt Urlaubsflair, Surferlebnisse und Badespaß und spendet Erfrischung genauso wie Unterhaltung.