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Trophäe von Gaea Schoeters

Montag, 11. März 2024
Advertorial
Trophäe
von Gaea Schoeters
Zsolnay-Verlag
.
24 €

Es ist eine große Verschiebekraft in diesem Roman. Ganz gleich ob Sympathien oder grundlegende Überzeugungen darüber, was gerecht und was verurteilenswert ist – dieser Roman lüftet ihre Weltanschauung ordentlich durch. Versprochen!

Allein am Namen der Hauptfigur ist der Ausgangspunkt rasch erkennbar. Hunter White steht mit seinem Namen stellvertretend für das Jagen der Weißen. Er ist zwar einer dieser asozialen Finanzspekulanten, die sich für hundertausende Dollar eine Lizenz kaufen, um die Big Five der Großwildjagd vollzumachen. Aber er ist kein trotteliger Anfänger, sondern ein instinktsicherer Jäger.

Bei Hunter White wird nicht herumgeballert, sondern präzise gezielt, er ist über den Übermut eines schießwütigen Machos längst hinaus – was ihn wiederum sympathisch macht. Sein Freund van Heeren, der Jagdreisen organisiert und im Roman als Illusionshändler auftritt, der noch jeden afrikanischen Traum seiner Kunden zu inszenieren weiß, dieser van Heeren bietet Hunter endlich ein Nashorn zum Abschuss an – der Triumph seiner trophäenbasierten Männlichkeit.

Das Problem bei der Jagd auf ein Spitzmaulnashorn ist nur: Das Tier jagd zurück! Sobald es die Jäger bemerkt, verkehrt sich die Rollenverteilung in diesem big shoot. Und weil Hunters Prinzipien einer regelbasierten Jagd sich nun schonmal in Luft aufgelöst haben, erweitern auch noch Wilderer das Spiel und machen diese Jagd zu einem ethischen Mehrfrontengeschehen: Menschen jagen Tiere, Tiere jagen Menschen und die Menschen gehen auch noch gegenseitig aufeinander los.

Spätestens als van Heeren Hunter anbietet auf die Bix Six zu gehen, muss dieser lernen, dass er nicht mehr derjenige ist, der die Regeln macht oder wenigstens versteht – denn von der Big Six hatte er bisher noch nie gehört. Was folgt ist atemberaubend grenzwertig. „Trophäe“ ist eine Art verdrehter Hard-Boiled-Krimi, der unsere moralischen Prinzipien extrem aufs Glatteis führt.

Lesen Sie auf gar keinen Fall den Klappentext, gehen Sie einfach in die nächstgelegene Buchhandlung und beginnen zu lesen. Ich verspreche Ihnen: Es gibt keine Erwartung, keine noch so kühne Geschichtenabgeklärtheit, die die Abgründigkeit und Wendigkeit dieser Story erahnen würde. Wer auch nur ein bisschen an Grenzgängen oder der Dezentrierung der Überzeugungen interessiert ist, der kommt an diesem „ethischen Mindfuck“ in diesem Lesejahr nicht vorbei. Ein heftiges, ein monumental großartiges Buch!

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