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Meine Männer von Victoria Kielland

Mittwoch, 20. September 2023
Advertorial
Meine Männer
von Victoria Kielland
Tropen Verlag
.
22 €

Als Vielleser und sich ständig mit Büchern beschäftigender Mensch, komme ich mitunter in Phasen der Textmüdigeit und des Ressentiments. Ist nicht doch alles schon mal dagewesen, nicht doch alles bereits geschrieben, gefühlt, gedacht worden? Gegen diese Haltung anzuarbeiten ist eine Aufgabe: Offen bleiben, empfangsbereit sein, Neugierde behalten. Und dann kommt schon irgendwann ein Erlebnis daher, dass all die Müdigkeit vergessen macht und sie mitunter sogar in den Bereich der Unvorstellbarkeit katapultiert.

So ist es mir kürzlich geschehen: Ich schlage dieses Buch einer mir bis dato unbekannten norwegischen Autorin auf, Victoria Kielland, Jahrgang 1985, „Meine Männer“. Karl Ove Knausgard hat den Roman als „faszinierend unkonventionell“ und „absolut mitreißend“ gewürdigt, was mich immer erstmal zugreifen lässt, denn Knausgard ist erfahrungsgemäß ein sehr, sehr guter Leser.

Und dann das: „Brynhilds Kopf war von Dunkel umhüllt. Er wurde Gesicht voran ins Kissen gedrückt. Sämtliche Farben sammelten sich, und das Herz hämmerte hart, ein pulsierendes Muskelbündel im Sonnenuntergang, klopfend rot und glühend heiß. Was sie alles erfahren sollte, Gesicht voran. Was alles erleben. Brynhild rutschte zwischen Schweiß und Traum vor und zurück, schwebte im Dunkel, während aus ihrem halb geöffneten Mund der Sabber tropfte.“

Was folgt, hat mich absolut umgehauen. Ich kann bis jetzt nicht einkreisen, was die Autorin sprachlich eigentlich macht. Sie löst Gegensätze auf, bringt das körperliche in die Sprache, die Aktion. Im Grunde gibt es in diesem Roman zwei Stars: Die Hauptfigur Brynhild einerseits, ihre Leidenschaft und ihren Lebensweg nach Amerika – und andererseits die Sprache an sich. Kielland feuert den Konventionen ordentlich ein, nichts bleibt im Üblichen bestehen, alles ist hier neu und frisch und phantastisch.

Weil vieles in diesem Buch so rätselhaft ist und in mir nur ein unformuliertes Staunen, läuft dieser Text auf ein einzelnes Wort hinaus: Lesen!

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