Iris allein auf einer griechischen Insel. Es könnte alles so schön sein hier: Der Mann an der Supermarktkasse sieht aus wie Kevin Spacey, der Kellner im Stammcafé serviert irgendwann Ouzo neben den Espresso und das Meer suggeriert Weite und Ruhe – doch es ist Nachsaison, überall Bauruinen und es stinkt gewaltig nach Katzenkot. Hier zur Ruhe kommen vom überreizten Berlin? Ja, genau hier, wo sich einfach nichts aufdrängt, wo kein hypermoderner Style gefordert, keine politisch moralische Ordnung vertreten werden muss.
Und von diesem Nicht-Ort aus blendet Alexandra Stahl zurück nach Berlin, lässt die Mittdreißigerin Iris von den Freundinnen Ela und Katja erzählen und wie deren Freundschaft mit den Jahren in den Erledigungsmodus transformiert ist. Die ehemals ausgelassenen Abende in den Bars der Stadt sind zu präzise terminierten Verabredungen geworden. Und auch die eigentümlich distanzierte Beziehung zu ihrem Partner Simon wird rekapituliert, eine Beziehung, in der eigentlich beide nicht sein mochten, die aufzulösen allerdings anstrengender gewesen wäre als sie weiterzuführen – das ist die erste Faulheitsbliebesbeziehung, von der ich je gelesen habe.
Klingt alles recht betrüblich, ist bei Alexandra Stahl aber skurril witzig. Denn die Autorin besitzt die seltene Gabe, Witz in das Betrübende zu legen, die Heiterkeit in der Tristesse freizulegen. Ihre Szenen sind so situationskomisch, ihre Beobachtungen so prägnant lakonisch und mitunter böse bissig, dass es einem beim lesen das Lachen ins Gesicht treibt – um kurz darauf wieder zu gefrieren. Wie es eben so ist, wenn die Neurosen der Großstädter ausgestellt werden – man sieht auch immer ein bisschen sich selbst.
»Frauen, die beim Lachen sterben« ist die deutsche Antwort auf die Romane von Sally Rooney – nur pointierter, voller Humor und auch Sarkasmus. Alexandra Stahl ist die Meisterin der Aufschläge, der schneidenden ersten Sätze. Das sind so gute Einstiege, dass man sofort drin ist im Vibe der Geschichte. Und wenn alles so schön rollt und groovt, kommt plötzlich wieder so ein schneidender Satz und kürzt alles ab, beendet das Hin und Her der Sichtweisen in der Storyline mit einem Peitschenknall.