Auch 167 Jahre nach Erscheinen gilt in Frankreich die Figur der Madame Bovary noch immer als Vorbild. So kompromisslos ist Madame gezeichnet gewesen, so leidenschaftlich ihre Liebe und vor allem ihr Liebeskummer.
Flaubert hat diese Geschichte rund um all die schön schmerzhaften Liebesarten so vielseitig angelegt, dass in jedem darauffolgenden Liebesroman zwangsläufig irgendwo seine Emma Bovary zu finden ist.
So auch in dem Roman, dessen Titel „Feuer“ schon auf die Leidenschaft zielt. In das Leben beider Hauptfiguren ist etwas Gelangweiltes, Abgeklärtes eingezogen, der Alltag ist von außen getrieben, die inneren Feuer gleichen nurmehr einer sanften Glut.
Bei der 40-jährigen Laure sind es die familiären Verpflichtungen, die den Takt vorgeben, beim 50-jährigen Clément die Managerkollegen im Finanzsektor, die von ihm wissen wollen, wie die ins Trudeln geratene Bank zu stabilisieren ist. Nur, dass seine Gedanken neben den Gesprächen mit seinem Hund vor allem in eine Richtung gehen: Zu ihr.
Sie ist Dozentin für Kommunikation, verheiratet, zwei Kinder, und fühlt sich in der Summe ihrer Kompromisse erstarrt. Als sich die beiden auf einem Abendessen kennenlernen, entflammt ein absoluter Drang der Befreiung.
Die Geschichte beginnt mit dem zu erwartenden Feuer, einer heißen Liebe, ebenso kompromisslos wie die der Bovary. Doch sind die beiden keine Teenager mehr, die die Welt mal eben so liegen lassen und von Wolke Sieben aus betrachten können.
Der Familienurlaub steht schließlich an, wichtige Managemententscheidungen wollen getroffen werden. So ist dieses Feuer der Maria Pourchet ein hochgradig ambivalentes: Es lodert so schön – und doch verbrennt man sich. Das ist scharf und lebhaft erzählt, die Nervosität dieser Liebe so trefflich auf uns Lesende übertragen. Es tut fast weh, das Lesen!