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Der Große Gopnik von Viktor Jerofejews

Dienstag, 10. Oktober 2023
Der Große Gopnik
von Viktor Jerofejew
Matthes & Seitz Verlag
.
28 €

Dieses Buch ist wie das Land, das es beschreibt: unüberschaubar weit. Es scheint, als hätte sich die Ausdehnung Russlands in den Text eingeschrieben. Es finden sich die spektakulär zerklüfteten Berge, genauso wie die ausgedehnten Steppen.

Die politischen Verwerfungen des 20. Jahrhunderts spiegeln sich in der Familiengeschichte des Autors Viktor Jerofejew, dessen Vater der persönliche Französischdolmetscher Stalins gewesen ist. Eine von der Spannung zwischen urbanen Räumen und ländlichen Gebieten geprägte Gesellschaft findet ihr Abbild im Charakter des Texts, der zwischen disruptiven Kapiteln und breit angelegten Anekdoten changiert.

Über allem steht eben diese Frage: Wie konnte es mit Russland so weit kommen? Jerofejew, der inzwischen in Deutschland im Exil lebt, ist auf der Suche nach den manifesten Unterschieden zwischen der westlichen und der russischen Lebensweise und lotet diese Verwerfungslinie in immer neuen Ansätzen sehr genau aus.

In Kapiteln, die mitunter als zeithistorische Recherche zum Aufstieg Putins, des Großen Gopniks, angelegt sind, mitunter auch von stupender Sexualität geprägt werden – denn die Schwester des Erzählers hält dem Heimatland mithilfe der Pornografie den Spiegel vor.

Eins ist sicher: Viktor Jerofejew schert sich keinen Deut um Plotführung und Unterhaltung, kümmert sich nicht um stilistische Perfektion oder dramaturgische Konsequenz. Jerofejew haut raus. Und dieses Pure macht auch einfach mal wieder Spaß. Sich durchschütteln lassen von der Vielseitigkeit der Eindrücke, mal wieder staunen ob des wilden Übermuts eines Autors.

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