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Deine kalten Hände von Nobelpreisträgerin Han Kang

Dienstag, 15. Oktober 2024
Advertorial
Deine kalten Hände
von Han Kang
Aufbau Verlag
.
12 €

Die schwedische Akademie hat in der Auswahl der Preisträgerinnen der letzten Jahre eine bemerkenswerte Souveränität bewiesen. Ganz gleich welche Wünsche und Wetten potentieller Preisträger durch die Öffentlichkeit geisterten, die Jury der Akademie zog es vor, alle zeitgeistigen wie politischen Gründe außer Acht zu lassen und tatsächlich einzig und allein nach der literarischen Qualität auszuwählen.

Die Entscheidung für die diesjährige Literaturnobelpreisträgerin Han Kang ist eigentlich nur deshalb als Überraschung zu bewerten, weil ihr Name auf noch gar keiner Buchmacherliste auftauchte, weil eben niemand auf die Idee gekommen ist, diese großartige Autorin schon jetzt mit diesem Olymp aller literarischen Preise auszuzeichnen. Wer also auch nur einen Zehner auf sie gewettet hat, kann jetzt trés chic Essen gehen.

Die Bücher von Han Kang sind jedes für sich kostbare Abenteuer. Sie ist keine Autorin, die an einem Werk in dem Sinne schreibt, dass hier ein Buch in ein nächstes übergeht und alle gemeinsam sich zu einem Ganzen verfugen. Han Kang geht vielmehr mit jedem Buch ein anderes Experiment ein, eine andere Erkundung. Und immer sind ihre Romane von etwas Geheimnisvollem und von formaler Kühnheit geprägt.

In „Deine kalten Hände“ beispielsweise begegnet eine stark übergewichtige Studentin einem von der Welt abgewandt lebenden Bildhauer. Beide sind auf ihre eigene Art Außenseiter, beide leiden unter den Blicken der anderen. Behutsam nähern sie sich an, der Bildhauer beginnt Gipsabdrücke zunächst von den Händen, später von anderen Körperpartien zu nehmen. Langsam öffnet sich die junge Frau und durch die gemeinsame Arbeit an der Kunst entsteht eine fragile Nähe, eine künstlerische Wahrhaftigkeit.

Solche tiefgründigen Konstellationen sind paradigmatisch für Han Kangs Schreiben. Sie erkundet in ihren Geschichten Grenzen, manche hart und unüberwindbar, manche zart wie hauchdünne Membranen.

In ihrem berühmtesten Buch „Die Vegetarierin“ versucht die Heldin ihre Begrenztheit, die ihr ihr Körper bedeutet, zu überwinden. Zunächst beschließt sie, sich ausschließlich vegetarisch zu ernähren, was in einem Land wie Südkorea mit strengen sozialen Normen als subversive Rebellion aufgefasst wird. Ihr hypnotischer Traum reicht schließlich bis zu dem Wunsch, selbst zur Pflanze zu werden. Was so hübsch bunt arrangiert aussieht, ist also eine verstörende, revolutionäre Lektüre. Und das in jedem Buch auf neue, auf andere Art und Weise. Formvollendet kühn und ästhetisch waghalsig.

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