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Zu zweit von Simon Strauss

Mittwoch, 11. Januar 2023
Zu zweit
von Simon Strauss
Tropen
.
22 €

Thomas Mann fand mit 21 Jahren seine schriftstellerische Methode. Er notierte dazu später: „Seit dem »Kleinen Herrn Friedemann« vermag ich plötzlich die Formen und Masken zu finden, mit denen ich mit meinen Erlebnissen unter die Leute gehen kann.“

Simon Strauß ist alles andere als ein unbekannter, alles andere als ein schreibender Anfänger. Und doch kann man behaupten, dass auch er mit dieser Novelle die Formen und Masken gefunden zu haben scheint, mit denen er seine Erlebnisse, Empfindungen, Bilder und Phantasien unter die lesenden Leute bringen kann.

Bis dato schien Strauß, dessen Theaterkritiken in der FAZ zum ergreifendsten gehören, was man in diesem Genre lesen kann, in seinen Büchern ein Suchender zu sein, sie hatten stets etwas feuilletonistisches, leicht traumwandlerisch berichtendes. Das war durchaus verspielt und im Angriffston verzaubernd, Strauß suchte stets die Tiefe einer Erkenntnis.

Doch mit diesem neuen Buch hat er sich verwandelt, in dieser Novelle „zu zweit“ präsentiert er sich als ein grundlegend anderer: Ein sprachliches Vertrauen hat sich eingestellt, die Handlung und das Motivgeflecht sind gereift, Simon Strauß ist zum Erzähler geworden. 

Der Titel der Novelle setzt das Lesen sogleich unter Spannung. Ich selbst zumindest erwartete unverzüglich eine Liebesgeschichte, mindestens aber doch eine Geschichte zweier Menschen.

Doch Strauß unterläuft geschickt diese klischeehafte Erwartung, erzählt von einem Teppichhändler, der die Unachtsamkeit seiner Mitmenschen den Dingen gegenüber nicht ertragen kann, der ein empfindsamer Bewahrer ist, eher ein weltabgewandter Einzelgänger, der gar nicht um jeden Preis eine Zweisamkeit sucht. Und doch steht eines Tages im Regen eine Frau im Ladengeschäft, die seine Selbstsicherheit entgrenzt.

Die folgenden Geschehnisse sind alles andere als Konventionell. „zu zweit“ - tatsächlich so klein geschrieben - ist eine Geschichte, deren kleine Sätze und Beobachtungen man ins Notizbuch schreibt, so schön sind sie. Und es ist eine Geschichte, deren große Bedeutung rätselhaft ist und mich auch noch Tage danach schwer beschäftigt. Nicht die schlechtesten Effekte einer Novelle.

Simon Strauß hat etwas angestoßen, in sich und in uns. Nehmen Sie sich Zeit zu zweit.

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