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Bodo Kirchhoff Seit er sein Leben mit einem Tier teilt

Dienstag, 13. Februar 2024
Advertorial
Seit er sein Leben mit einem Tier teilt
von Bodo Kirchhoff
dtv Verlag
.
24 €

L.A. Schongauer – Ein Name wie ein Abziehbild. Und dazu passt auch dieser Typ. Ein in die Jahre gekommener Schauspieler, der als „legendärer Deutscher“ galt – obwohl er bei der Besetzung klischeehaftester Nazis in Hollywoodfilmen über die Nebenrolle nie hinausgekommen ist. Nun wohnt er am Gardasee allein mit Hund.

Es ist Ferragosto, Maria Himmelfahrt, Mitte August, der Wendepunkt des Sommers. Und diese zeitliche Einordnung sollte man nicht zu geringschätzen, dieser Wendepunkt ist Programm. Louis Arthur – so sein richtiger Name – hat sich eingerichtet im „Panorama des Friedens“ am See.

Bis er spät abends durch das Geräusch durchdrehender Reifen und Hundegebell gestört wird, die Nerven verliert und schließlich mit seinem Revolver und bloßem Oberkörper – „ein knochiger Mann“ – in seiner Zufahrt für Ordnung sorgen möchte. Dort steht eine junge Reisebloggerin, die sich mit ihrem defekten Wohnmobil festgefahren hat.

Und plötzlich werden Schongauer seine Accessoires peinlich, sein Auftreten als starker Hüter seines Grundstücks gerinnt zur Pose. Die freundliche Bloggerin darf bleiben, Schongauer kümmert sich um die Reparatur des Autos. Doch weil eben Ferragosto ist, geht in Italien nichts.

Wie in jeder guten Ouvertüre ist in dieser Eröffnungsszene der gesamte Roman verdichtet. Während die Bloggerin bei Schongauer auf die Reparatur des Autos wartet, trifft eine Journalistin ein, die ein Portrait über den legendären Nebenrollenstar schreiben möchte. Eine Dreiecksbeziehung am See?

Das grandioseste (wirklich in dieser unmöglichen Steigerungsform so gemeint) ist, dass Bodo Kirchhoff diese Konstellation fern jeglicher Klischees und auch fern jeglicher Antistereotype schildert. Er inszeniert ein verdichtetes Kammerspiel, weiß gekonnt leise die wunden Stellen in den Seelen der Beteiligten zu berühren.

Genauso wie die bohrenden Fragen den Schorf alter Wunden brüchig machen, grollt am Horizont schon ein Gewitter. Das dieses dann nicht konventionell klärend sein wird, soviel sei verraten und dem Autor dankbar zugerechnet. Bodo Kirchhoff erzählt genau und diskret von der Sehnsucht nach einem Menschen, der uns erkennt.

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