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Area10 Wenn der Teller zur Leinwand wird

Mittwoch, 05. Oktober 2022
Advertorial

Dauerhaft geschlossen!!!

Karte

Adresse

Area10
Hohe Bleichen 10
20354 Hamburg-Innenstadt
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Kontakt

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+491733445559

Preisniveau

Die Gegend um die Hamburger Hohen Bleichen ist zugegebenermaßen kein Ort für den Abend. Wo sich tagsüber Kund:innen der vielen Geschäfte sowie Büroangestellte tummeln, sind die aufgeräumten Straßen der Hamburger Stadtmitte abends relativ leergefegt. So sind wir gespannt was uns erwartet, als wir vor der hohen Glasfassade des Area10 stehen.

Eins sei vorweg genommen: Das neue Area10 verdient es, auch abends Genießer:innen der gehobenen Küche in die Hohen Bleichen zu locken. Zugegeben, ganz neu ist es nicht. Das schicke Restaurant wurde bereits im Herbst 2020 eröffnet, doch, wie so viele andere, zwang die Pandemie es kurz nach dem Start wieder zur vorübergehenden Schließung. Zeit genug jedoch für Inhaber Maris Antonevics, das Restaurantkonzept zu perfektionieren.

Das gelingt zum einen durch das beeindruckende Interieur. Wir betreten einen weitläufigen, loftartigen Raum im eklektischen Design. Dunkelgrüne Wandfarbe trifft auf grauen Beton, helle Holzelemente und angenehme Beleuchtung spenden Wärme. Besonders gefallen die vereinzelten wabenartigen,Deckenelemente, in denen unregelmäßig Hängepflanzen verteilt sind. Wie Maris selbst, stammt auch das Konzept aus Lettland aus der Hand von Architekt Andis Silis.

Das Herz eines jeden Restaurants bildet aber der Küchenchef. Andrey Dromov, auch „der Jamie Oliver des Ostens“ genannt, ist ein ukrainischer Fernsehkoch, der das alle zwei Wochen wechselnde Menü mit großer Finesse und Liebe zum Detail gestaltet. Im Area10 hat er eine neue Erfüllung gefunden und widmet sich der Karte mit Liebe zum Detail und zu seinen Gerichten.

Zwar sind die Hauptgänge des Area10 normale Tellergerichte, doch extra für uns werden sie fein aufgeteilt, sehr zu unserer Freude, denn Teilen macht schließlich mehr Spaß. Den Anfang machen zwei vorzügliche Tatars. Das fein-würzige Beef Tartar mit Trüffeleiscreme und Chilifäden ist herrlich zart und, wie ich es auch bevorzuge, ohne rohes Ei zubereitet. Demgegenüber steht ein Jakobsmuscheltatar, das durch seine zarte Konsistenz und süßen Ergänzungen wie Erdbeeren beinah einem Dessert gleicht, als besonderes Highlight dient ein Kaviar von fliegenden Fischen.

Klassische Melone mit Schinken wir im Area10 verfeinert mit Trüffelhonig, Gorgonzola Dolce und schwarzem Olivenpulver, es weiß ebenso zu begeistern wie der Selleriesalat. Während jener auf dem Teller fast unscheinbar anmutet (wie ein Schuppenpanzer schichten sich feinste Scheiben roher Champignons um das Innere) erweist es sich gemächlich als wahres Gedicht: Knollensellerie mit Mango und Kokoscremesauce geben komplexe Aromen, ein Steinpilzpulver verleiht dem ganzen eine ganz besondere Note. 

Andrey setzt bei seiner Küche auf eine gelungene Optik ebenso sehr wie auf geschmackliche Feinheiten und exquisite Zutaten. Wie die Zutatenliste schon verrät, dreht es sich hier weniger um Regionalität als um die ganz eigene Handschrift und die Kombination klassischer Gerichte, mit internationalen Einflüssen. Interessierte können dem Kochprozess ebenfalls beiwohnen, die offene Küche des Area10 lädt zu Einblicken ein. Ein Gedicht ist ebenfalls die ausgesuchte Weinbegleitung, die sich durch unser Dinner zieht. Zu viel toller Wein, um sie alle im Einzelnen zu beschreiben, doch seien Sie gewiss: Die Kombination stimmt. 

Als geborener Entertainer ist Andrey stets bereit, seine Gerichte zu erklären. Der Oktopus auf lila Kartoffelpüree wird vor dem Braten 45 Minuten in einem Sud mit Weinkorken gekocht, welche ihm ein besonders feines Aroma verleihen. Die Dorade ruht auf einem Bett aus Kartoffel-Risotto, welches wie ein Risotto zubereitet wird, nur mit Kartoffeln statt Reis. Eine köstliche, mir bis dato unbekannte Zubereitungsart.

Die zarten neuseeländischen Lammkarrees mit Pistazien und Basilikum-Minz-Sauce erweisen sich da beinah als klassisch. Bodenständig wird es mit den Hähnchenrouladen nach einem Rezept von Andreys Großmutter. Selbstverständlich mit Kniffen und Zutaten der modernen Küche. Besonders die Trüffelpolenta weiß zu begeistern. 

Nach all diesen aufregend-köstlichen Gaumenfreuden, erwarten wir freudig gespannt die Desserts, welche, wie uns versichert wird, Andreys Spezialität sind. Doch nicht nur von ihm. Andrey verrät uns, dass seine Patisserie-Chefs zwei ukrainische Landgenossen sind, die vor dem Krieg Berufe fernab der Gastronomie ausgeübt haben. Eigentlich waren sie nur Hobbybäcker, bis Andrey sie über mehrere Monate ausgebildet hat und sie nun fester Bestandteil des hauptsächlich aus Ukrainer:innen bestehenden Teams sind.

Was diese uns an Desserts zaubern, ist die sprichwörtliche Kirsche auf der Sahnehaube. Den Anfang machen karamellisierte Ananasravioli mit Passionsfruchtsorbet. Gleich einem Teller auf einem Teller liegt ein goldgelbes Yuzu-Gelee bedeckt mit Früchten. Optisch begeistern kleine, violette Octopus Arme aus Lavendel Panacotta. Die kleine Tarte Napoleon mit flüssigem Schokoladenkern bildet das süße Highlight. Ihr Geheimnis liegt im Teig, in den Gorgonzola eingearbeitet wurde.

Das Area10 bringt vieles. Einen Neuanfang für viele, die gezwungenermaßen ihre Heimat verlassen mussten, kulinarische Bereicherung für die Hamburger Foodszene und ein lohnendes Dinnerziel unweit des abendlichen Jungfernstiegs.

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