Montag bis Freitag: 10.00 – 19.00 Uhr
Samstag: 10.00 – 18.00 Uhr
Sonntag: 12.00 – 18.00 Uhr
Winterfeldt Schokoladen
Goltzstraße 23
Ecke Pallasstraße
10781 Berlin-Schöneberg
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Schon die Azteken schätzten Kakao sowohl als Lebensmittel als auch als Medizin. Über Jahrhunderte hinweg galt Schokolade in Europa und Südamerika als kräftigendes Aphrodisiakum. Noch bis ins 19. Jahrhundert hinein wurde sie in Apotheken als "Kräftigungsmittel" verkauft. Und so hätte Natascha Kespy wohl keinen geeigneteren Ort für ihren Laden Winterfeldt Schokoladen finden können...
Als ich die ehemalige Apotheke, mit ihrem original Interieur von 1892 betrete, bin ich sprachlos. Unzählige Tafeln reihen sich in alten Gründerzeit-Regalen aneinander. Es duftet nach Kaffee und Kakao. Noch nie habe ich eine vergleichbar große Auswahl handverlesener Schokoladen gesehen. Nahezu 1000 verschiedene Produkte über eine riesige Bandbreite an Qualitäten und Hersteller hinweg sollen es sein.
Allein auf der Getränkekarte des Cafés finden sich sagenhafte zwanzig verschiedene Sorten Trinkschokolade. Von spanischer, italienischer und französischer bis hin zu amerikanischer mit kleinen Marshmallows. Dazu gibt es eine kleine Auswahl an Kuchen: von der tschechischen Walnusstorte über klassische Brownies bis hin zu veganem Rührkuchen und glutenfreiem Cheescake.
2005 hatte die ehemalige Schauspielerin Natascha Kespy zunächst mit einem Geschäftspartner begonnen, Schokoladen zu verkaufen. In der Winterfeldt Straße war das. Doch schnell wurden die Räumlichkeiten zu klein. Kespy wünschte sich ein Café als Erweiterung, um das Konzept noch runder zu machen. Die Suche nach einer neuen Immobilie begann.
Irgendwann tauchte die alte Apotheke am Markt auf. Der vorherige Mieter hatte selbst noch bei der Gründerfamilie gelernt, die Geschäfte später übernommen und am Ende 45 Jahre lang das wunderschöne Interieur gegen alle Modernisierungs-Forderungen der Apotheker Innung verteidigt. Ein "schräger Vogel" soll er gewesen sein, mit ungewöhnlichen Haaren und einem aufsehenerregenden Auto. Sein ganzes Leben lang wohnte er in dem Haus, in dem er geboren worden war.
Sechs Monate kämpfte Natascha Kespy um die Immobilie und bekam sie am Ende, als sie den Kampf bereits verloren glaubte. 2009 war Eröffnung. Bis auf wenige Ausnahmen, wie das gerade frisch eingetroffene Marzipan von Mamma Andrea aus Palermo, einiger Weingummitütchen und Marmeladen, gibt es bei Winterfeldt Schokoladen tatsächlich nur Feinstes aus Kakao von den besten Produzenten der Welt.
Vom französischen Hersteller ‚Pralus’, der sie exklusiv in Berlin beliefert, über ‚Venci’ und ‚Valrhona’, deren Couvertüren sie auch führt, die Berliner Manufaktur Belyzium und das Belgische Haus ‚Dolfin’ oder die vielleicht besten Schokoküsse der Welt von Mayer Junior aus Bremen. Letztere machen zum großen Bedauern vieler Stammkunden gerade Sommerpause.
Es gibt Schokoladen für Allergiker, koschere Schokoladen von ‚Pacari’, zuckerfreie Versionen und RAW Produkte. Ich frage nach der ungewöhnlichsten Zusammenstellung. "Schweinstrauben" lautet die Antwort: karamellisierte knackige Grammeln _ also Grieben – mit Haselnussnougat gemixt, in Milchschokolade mit prallen Trauben. "Wow" sage ich und schweige.
In der alten Theke warten obendrein eine Vielzahl an Bruchschokolden der in Berlin produzierten Hausmarke und feinste Pralinen unterschiedlicher Herkunft. Fertig verpackt gibt es sie hier nicht etwa in klassischen Pralinenschachteln, sondern in zauberhaften kleinen Schächtelchen aus Nepal. – Nach gefühlten Stunden verlasse ich den Laden mit tausend und einer Geschichte zu all den kleinen Produzenten und einer prall gefüllten Tüte mit dunklen Schokoladen. "Was für ein Laden!"