Über ein Jahr ist es mittlerweile her, dass die Gangschaltung meines Fahrrades schlappgemacht hat. Seither steht der Drahtesel im Keller. Unberührt. Das heißt meine Nachbarn bewegen ihn manchmal ein ganz klein wenig, wenn er ihnen im Weg steht. Ansonsten: Stillstand. Über all die Wochen und Monate wollte einfach nicht der richtige Zeitpunkt kommen, das Rad in die Werkstatt zu bringen, um es wieder flott zu machen. Ehrlich gesagt hätte ich noch nicht einmal gewusst, wohin ich es hätte bringen sollen. Alle mir bekannten Fahrradgeschäfte waren viel zu weit weg, um zu Fuß dort hin zu gelangen. Und mit der Bahn fahren? Am Ende war es mir immer zu mühsam. Und so steht der schwarze Blitz nun noch immer genau dort, wo ich ihn damals, als die Schaltung ihren Geist aufgab, abgestellt habe.
Vor einer Woche flatterte mir nun tatsächlich via E-Mail die Lösung auf den Schreibtisch: Veloyo, ein über Smartphone oder Laptop buchbarer mobiler Fahrrad-Reparaturservice, den die beiden kreativen Köpfe Sebastian Kellner und Niko Uphoff über zwei Jahre in Hamburg entwickelten und dort im April 2015 sowie in Folge in London und Amsterdam an den Start brachten. Monatelang hatten die beiden getüftelt, getestet und optimiert bis sie mit dem ausgeklügelten, aber extrem einfach zu bedienenden Programm zufrieden waren. Dass Berlin folgen würde, war dabei natürlich nur eine Frage der Zeit. Und so hilft der clevere Service seit Beginn des Jahres nun auch hier kaputte Reifen zu flicken, Speichen zu justieren, Bremsbacken auszutauschen, die Kette zu reinigen oder eben auch die Gangschaltung zu reparieren.
Ganze Inspektionen sind ebenfalls denkbar, was insbesondere für Familien oder Mietergemeinschaften mit größerer Fahrrad Flotte eine extreme Erleichterung bedeuten sollte. Bei umfangreichen Überholungen oder Reparaturen werden die Räder dabei sogar abgeholt und nach getaner Arbeit wiedergebracht. Die vermittelten Mechaniker stammen allesamt aus Partner-Werkstätten eines über die ganze Stadt ausgebreiteten Netzwerks. 48 Stunden dauert es in der Regel maximal bis der angeforderte Service vorbei kommt und wenn der Mitarbeiter Zugang zum Fahrrad hat und ihm der Code für das Fahrradschloss mitgeteilt wurde, muss man zum Zeitpunkt der Reparatur noch nicht einmal zuhause sein.
Aber auch die Anforderung selbst ist ganz einfach: mit dem Smartphone oder Laptop wird die Website www.veloyo.com aufgerufen und das Fahrrad mittels GPS oder Adresseingabe lokalisiert. Die Serviceoptionen werden inklusive aller Kosten angezeigt und die Wunschleistungen in den Warenkorb gelegt. Nun noch rasch ein Foto des Fahrrads hochladen sowie Kontakt- und Kreditkartendaten für die Abrechnung hinterlegen. Das war’s! Um den Rest kümmert sich das System. Der nächste verfügbare Mechaniker bekommt den Auftrag zugewiesen. Eventuell auftauchende Fragen zwischen ihm und dem Fahrradfahrer werden in einem integrierten Chat geklärt und die Reparatur vor Ort mit Bildern dokumentiert, damit der Kunde auch sieht was gemacht wurde. Die Abrechnung erfolgt am Ende für beide Seiten direkt über Veloyo. Unkomplizierter und transparenter geht es nicht. Einfach genial!