Vorübergehend geschlossen!!!
Mittwoch bis Samstag: 18.00 - 23.00 Uhr
Tupac Berlin
Hagelberger Straße 9
10965 Berlin-Kreuzberg
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Zunächst muss ich mich an dieser Stelle outen: Tupac, das erweckt bei mir Assoziationen mit der West Coast, California Love und tödlichen Schießereien – es sei mir bitte verziehen.
Tupac nämlich spielt im Falle des Kreuzberger Restaurants natürlich auf den großen Revolutionsführer und letzten Inka-König Tupac Amaru an (die Namensgebung des 1996 erschossenen US-Rappers kommt allerdings nicht von ungefähr, benannte ihn seine Bürgerrechtler-Mutter doch nach eben jenem König). In der Tat kommt das Team des Tupac Restaurants aus allen Ecken Südamerikas und trägt in der bezaubernd hübschen Kreuzberger Ecke ein breites Spektrum jener Aromen und Geschmäcker von den Anden bis zum Amazonas zusammen.
In seiner offenen Küche zaubert Chefkoch Ariel Peralta aus dem Norden Perus lateinamerikanisch inspirierte Köstlichkeiten zum Teilen. Hinsichtlich der Produkte wird dennoch auf möglichst lokale Produzent:innen geachtet, nose-to-tail ist ebenso eine Selbstverständlichkeit.
Dabei stehen auf dem Tupac-Menü einfache aber herausragend ausgeführte Klassiker wie eine Ceviche neben innovativen und kreativen Kombinationen, die nicht nur unsere Geschmacksknospen anfachen. "Cocina libre" – freies Kochen – so nennt Ariel seinen und den Kochstil des Tupac-Teams. Dabei gehe es um die kreative Freiheit, traditionelle Rezepte zu interpretieren und zu verändern.
Erst einmal geht es für uns aber los mit Drinks, die sind im Tupac Restaurant nämlich gleichermaßen fantasievoll und spitze. Ein schmackhafter Chicha Morada Sour findet seinen Weg zu uns, ebenso ein Mezcal Old Fashioned, dessen kräftige Raucharomen dem Whiskey-Äquivalent in nichts nachstehen.
Das Essen wird im Tapasstyle serviert, das heißt, alles kommt wenn es fertig ist. Herrliches Brot von Keit in Schöneberg mit unterschiedlich getunter Butter etwa. Oder die soeben erwähnte Ceviche, die sich hinter der Bezeichnung Agua Chile verbirgt. Wunderbar clean, kein Schnickschnack, stattdessen feurig scharfe Säure und eine Authentizität, die einen für einen kurzen Moment aus dem kalten Berlin in völlig andere Gefilde versetzt.
Äußerst fein auch die Schwertmuscheln, die mithilfe von etwas Cassava-Püree am Rande einer Schüssel heraufdrapiert wurden. Eine Emulsion aus dem Muschelsud verleiht dem Püree am Grunde der Schüssel Geschmack, wie uns einer der Köche unaufgeregt bei Tisch erklärt. Die Kollagenemulsion vom Schwein benetzt viskos die Lippen und bringt alles auf feine Weise zusammen – fast wie bei einer Ramensuppe.
Super-knusprige Buñuelos werden im Steintopf dargereicht, der von den fernen Anden kündet. Die frittierten Maisbällchen in Kombination mit einer ziemlich scharfen Rocoto-Marmelade vereinen in sich Heimat und Ferne, wie es nur frittierte Kohlenhydrate vermögen. Zum Reinlegen.
Während wir Oca, die an Kartoffeln erinnernde Wurzelknolle des Sauerklees, geschmacklich wenig aufregend finden, überzeugen uns die beigemengten pikanten Entenherzen in Verbindung mit eingelegten Zwiebeln und Rosenkohl umso mehr. Nose-to-tail par excellence, denn das Entenfilet finden wir auf dem Teller daneben, angerichtet mit Chinakohl und einer aromatischen Mole.
Die Krönung erfährt unser wunderbarer Abend in südamerikanischen Gefilden allerdings durch die Piña Colada mal ganz anders: Während sie visuell weniger hergibt als der Rest unseres Dinners, überzeugt die Geschmackskombination aus am Spieß gegrillter und dadurch karamellisierter Ananas, einem Schnee aus Kokosnuss, Rum-Sirup und Algarrobinastreuseln (Algarrobina ist ein Sirup aus dem Black Carob Baum) uns über alle Maßen.
Mehr Piña Colada für die Welt, möchte man skandieren, insbesondere wenn er so dargereicht wird wie im Tupac Restaurant. Wir vergessen garantiert nie wieder, wer Tupac Amaru war – dafür hat das Küchenteam formvollendet gesorgt. Deshalb nehmen wir uns auch vor, bald wiederzukommen. Am besten, wenn man bei milderen Temperaturen auf der bezaubernden Terrasse Platz nehmen kann. Bis dahin tröstet das herrliche Essen aber sicherlich auch über Berliner Wintergrau hinweg.