Dauerhaft geschlossen!!!
Montag bis Donnerstag 17-23 Uhr
Freitag bis Samstag 17-0 Uhr
Taverne Nefeli
Suarezstraße 49
14057 Berlin-Charlottenburg
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Manchmal sind es die berühmten Verbindungen über drei Ecken, die etwas Neues entstehen lassen: Saki und Nikos, zwei Brüder, die in Saloniki eine Hotelanlage betreiben, wollten mehr von der Welt sehen und beschlossen, in Berlin ein Restaurant zu eröffnen. Ein Bekannter gab ihnen die Möglichkeit, sein Berliner Restaurant zu übernehmen und brachte sie mit dem Sommelier Kiriakos Sarantou und dem Koch Tasso zusammen, woraufhin sie am 1. November letzten Jahres gemeinsam das Nefeli eröffneten.
Die Taverne Nefeli, benannt nach dem Lied „To Tango tis Nefelis“ von der griechischen Sängerin Haris Alexiou, ebenfalls einer gemeinsamen Bekannten aller Beteiligten, ist ein gemütliches, griechisches Restaurant, das ganz ohne Klischees auskommt. Stattdessen gibt es eine kleine, ausgesuchte Karte, hellenische Feinkost und eine ausgesuchte Weinauswahl.
Klein ist auch das Nefeli selbst: Gerade einmal sechzehn Plätze sowie vier Barhocker fasst das Charlottenburger Restaurant, eine Reservierung ist dementsprechend empfohlen. Und doch ist es in vielerlei Hinsicht ganz groß. Vergeblich sucht man hier Amphoren oder Bilder der Akropolis.
Das in dezenten, dunklen Erdtönen gehaltene Interieur lädt zum Entspannen und Genießen ein, während man sich auf eine kulinarische, aber vor allem önologische Reise durch Griechenland begibt – von Kreta bis Attika, von den ionischen Inseln bis nach Thrakien.
Der Gastgeber Kiriakos ist in Berlin seit Langem als der Experte für griechischen Wein bekannt und bietet seinen Gästen die Möglichkeit, die Vielfalt Griechenlands anhand des Weines zu erkunden und auch hier mit Klischees aufzuräumen. Zugegeben: Auch wir sind mit einer bestimmten Vorstellung griechischen Weines gekommen. Ich persönlich habe die Rotweine meist als zu lieblich empfunden und mich daher auf den herberen Retsina beschränkt. Was für eine schöne Gelegenheit also, sich vom Experten eines Besseren belehren zu lassen.
Die Karte liest sich ansprechend: Eine Reihe an Vorspeisen ergänzt um einige Salate, Snacks und lediglich fünf Hauptspeisen findet sich darauf. Die Küche des Nefeli ist fein, elegant und doch ehrlich. „Traditionelle Küche mit leichten Einflüssen aus Italien, Frankreich und Deutschland reichen wir schön angerichtet – denn das Auge isst mit“ erklärt Kiriakos. Die Gerichte kommen zwar in guten Portionen, doch das Nefeli ist genauso Weinbar wie Restaurant. Der Besuch auf ein Glas und einen Snack lohnt sich daher ebenso sehr.
Wir beginnen mit einer Trilogie an Vorspeisen (12,5o Euro): Fava, ein goldgelbes Püree aus Erbsen, Karotte und Zwiebeln, weißes Taramas mit Chilifäden, welches deutlich cremiger und feiner schmeckt, als die pink eingefärbte Supermarktvariante, sowie ein Salat aus Belugalinsen. Begleitet werden die Vorspeisen von einem Glas Ble Tracter von Kir-Yianni, einer alteingesessenen Winzerfamilie aus Naoussa, das als erstes griechisches Weingut Wein in Flaschen abgefüllt hat.
Der mineralisch-fruchtige Cuvée aus Assyrtiko, der ältesten Weißweinsorte der Welt, sowie den französischen Sorten Vionier und Chardonnay ergänzt die Vorspeisen sowie dem Oktopussalat (12,50 Euro), den wir als Zwischengang genießen, wunderbar. Der Oktopus ist fest und doch zart, man merkt seine Frische Qualität und Zubereitung sofort.
Ebenso bei der cremigen, aromatischen Moussaka (18,50 Euro, auch vegetarisch), welche stets am gleichen Tag zubereitet wird. Den zweiten Hauptgang machen zarte, hübsch angerichtete Lammkoteletts (22,50 Euro) auf einem Bett aus Auberginenmousse, mediterranem Gemüse und Kartoffeln.
Passend dazu schenkt uns Kiri einen Nemea vom Weingut Papaioannou ein: „Die Grand Dame der griechischen Rotweine, damit catche ich fast jede*n, der oder die glaubt, in Griechenland gäbe es keine guten Rotweine.“ True Story. Uns „catcht“ der tanninarme, samtweiche Rotwein definitiv. Für ein Dessert sind wir zwar zu satt, doch auch das kann man flüssig lösen.
Deshalb lässt uns Kiri noch einen ganz besonderen Tropfen kosten, über den allein man schon einen Artikel schreiben könnte. Kosten ist ein gutes Stichwort, denn der Orange Dessertwein aus Produktion von Kiris Familie auf Samos ist ein edler und dementsprechend hochpreisiger Tropfen.
Der Wein wird von Anbau bis zu Reife komplett nachhaltig erzeugt und sogar von Hand abgefüllt. Spontaner Gärung unterzogen durfte der Muskateller drei Jahre reifen und überzeugt geschmacklich auf ganzer Linie: Vollmundig mit einer fast honigartigen Süße lässt jeder kleine Schluck neue Aromen auftauchen. Für Liebhaber*innen von Dessertweinen ist dieser wohl die Königsdisziplin.
Die Taverne Nefeli lockt nicht zuletzt auch durch ihre herzliche Bewirtung all jene an, die sich authentische, griechische Küche wünschen und sich selbst einmal auf die önologische Reise durch das vielseitige Land begeben wollen. Uns sieht die Taverne jedenfalls nicht zum letzten Mal.