Restaurants
Der Mensch ist ein Gewohnheitstier und blickt den verrücktesten Gegebenheiten nach einer gewissen Zeit mit lässiger Routine entgegen. Demnach verwundert es niemanden mehr, wenn auch die jährlich ersehnte und gefürchtete Verleihung der Michelin-Sterne im Jahr 2021 als digitales Event stattfinden musste.
Und so konnte man am vergangenen Freitag, den 5. März 2021 online dabei sein, während der Guide Michelin seine Sterne in Deutschland verteilte. Wie schon in den vergangenen Jahren kam Berlin dabei ziemlich gut weg, ist es doch kein Geheimnis, dass unsere liebsten Gastronomen auch im Corona-Jahr fleißig, durchdacht und kreativ blieben. Ganze 32 Sterne gingen in der Summe an 25 Restaurants in der Hauptstadt – so viele wie noch nie.
Die Michelin-Tester:innen agieren anonym und verdeckt, wodurch die Methoden und Anforderungen rund um die Sterne-Verleihung intransparent sind. Diese Vorgehensweise gerät regelmäßig in Kritik. Vor allem hinsichtlich der zum zweiten Mal verliehenen Grünen Sterne ist diese umso nachvollziehbarer. Durch jene möchte der Guide Michelin „vorbildliche Initiativen und konkrete Maßnahmen [und] eine Philosophie der Nachhaltigkeit“ belohnen, wie es auf der Website lautet.
Die Begründungen, wofür Restaurants die Auszeichnung erhielten, klingen derweil recht hemdsärmelig und beliebig: „Gemüse aus dem eigenen Garten, eine biodynamisch und stark landestypisch geprägte Weinkarte, Wild aus eigener Jagd, Verzicht auf Massentierhaltung, […] nachhaltig produzierte Restaurantmöblierung […]“. Oder frei nach Billy Wagner aus dem Nobelhart & Schmutzig: „Woher wissen Sie, dass ich nicht einfach ein Großmaul bin. Beim Genuss ist Intransparenz ok, nicht ok ist sie bei Nachhaltigkeit, denn dafür muss man richtig hinsehen.“ Und das stimmt, die Grünen Sterne klingen bisher vor allem nach Greenwashing und Marketing.
Dennoch bleibt die Gourmet-Auszeichnung des Reifenherstellers eine der wichtigsten Anerkennungen in der Gastronomie. Über die Auszeichnung mit einem Stern konnten sich in Berlin 19 Häuser freuen, darunter etwa Frühsammers Restaurant, das vegetarische Cookies Cream oder auch das thailändische Kin Dee. Neuzugänge unter den Ein-Sterne-Läden sind das Irma La Douce und mit dem Fealt das neue Projekt von Björn Swanson.
Umso größer die Freude im Hause Golvet, wo der gebürtiger Berliner seinen Posten als Küchenchef im Frühjahr 2020 an den 27-jährige Jonas Zörner abgab. Jener konnte gemeinsam mit seinem jungen Team trotz der bekanntermaßen erschwerten Bedingungen den Stern für das Restaurant hoch über der Stadt verteidigen.
Immerhin blickt er mit Stationen im The Restaurant in der Schweiz und im Berliner Facil aber auch auf einige Jahre Erfahrungen in der Sterne-Gastronomie zurück. Letzteres wurde auch 2021 erneut mit zwei Sternen ausgezeichnet, neben bekannten Namen wie dem Lorenz Adlon Esszimmer, dem Coda Dessert Dining,Tim Raue und dem Horvath. Wie auch im letzten Jahr wird die Sterneparade wenig überraschend vom Rutz angeführt.
Creme Guides gratuliert allen Restaurants und Köch:innen für die Auszeichnungen.
