Warum auf diese Idee vorher bloß niemand gekommen ist, verstehen wir auch nicht ganz. Aber so ist diese Pandemie eben regelmäßig ein Aufhänger für neue Ideen und Konzepte. Für eine Schnitzeljagd der anderen Sorte beispielsweise. Und so finden wir uns am vergangenen Samstag vor dem Two Trick Pony am Südstern wieder. Coronakonform warten wir in einem aufgesprühten "Kasten" auf dem Boden, bevor Organisatorin Nico vom Marktlokal uns begrüßt und noch mal alles rund um die Speisejagd genau erklärt.
Sie drückt uns zwei Schatzkarten in die Hand und erinnert noch einmal die Corona-Regeln und Maskenpflicht vor den teilnehmenden Lokalen. Es gibt zwar keine feste Route, aber einen Stadt-Plan von Kreuzberg und drei Fragezeichen, die es unbedingt zu ergründen gilt. Vom Two Trick Pony gibt es sodann auch den ersten Gang: Weideei mit Sardelle auf grünem und weißem Spargel, Bärlauch und Feta.
Dazu gibt es Prosecco mit Rhabarber oder wahlweise als alkoholfreie Variante einen hausgemachten Kombucha. Während auf unserer Karte einige nette begrünte Orte, die sich zum Picknicken eignen eingezeichnet sind, begeben wir uns zum Schmausen in die Hasenheide. Das frühlingsfrische Gericht, serviert mit aromatischen Frühkartoffeln, hat echtes Potenzial zum neuen Lieblingsgericht. Wir ziehen weiter in den Graefekiez – das erste Fragezeichen bei einem Zeitungskiosk gilt es auszutesten. Es sorgt direkt für einen kleinen Schwipps.
Im St. Bart Pub in der Graefesraße gibt es als Hauptgang Pickled Fried Chicken mit Tabasco-Butter und einem Frühlings-Krautsalat aus Rotkohl. Wir nehmen auf dem Grünstreifen in der Grimmstraße Platz und machen uns vergnügt über unseren zweiten Gang her. Der Vogel ist wunderbar zart und genial gewürzt, insbesondere in Kombination mit der würzig-scharfen Chili-Butter, versteht sich. Während die Panade knuspriger sein könnte, haut uns das geniale Cole Slaw glatt von den Socken – frisch, knackig, gut gewürzt – so soll es sein!
Vom pittoresken Graefekiez führt unser Weg uns hinein ins quirlige Neukölln. Nachdem wir am Fenster der charmanten Marika und Liv ein kleines Riddle gelöst haben, erhalten wir einen kleinen Preis – für unsere fixe Kombinationsgabe natürlich. Und so spazieren wir weiter beschwingt am Landwehrkanal entlang, hinein in den Görli, wo sich das dritte Fragezeichen in Form einer kleinen Geschichtsstunde erwartet.
Unser letzter Stop führt uns dann zum Marktlokal an der Markthalle Neun. Hier erwartet uns das Grand Finale der ersten Kreuzberger Speisejagd: Kardamomparfait, pochierter Rhabarber, Walnuss und Zitronenverbene. Ein wunderbar fruchtiger, cremiger und gleichzeitig nicht zu süßer Abschluss für einige abgerissene Kilometer. Wir sind sehr gesättigt und sehr zufrieden mit dieser ersten Speisejagd. Ein Glück, wird es nicht die letzte gewesen sein! Tatsächlich kam die Idee unter Berliner Foodies so gut an, dass die Plätze in neun Minuten ausverkauft waren. Wir sind uns sicher: Das ist auch bei laufendem Restaurant-Betrieb ein absolutes Highlight!