Strahlend, mit Statement setzendem Pussyhat auf dem Kopf und einem Koffer in der Hand, betritt Sophia Hoffmann die No58 Speiserei in Neukölln. Gerade kommt sie von einem großen Event aus Hamburg zurück. Später wird sie die Einkaufsliste für die Wochenkarte des Restaurant Yodel zusammenstellen, wo sie regelmäßig das Lunch bereitet und einmal im Monat eines ihrer Dinner veranstaltet.
Zwischendrin nimmt sie sich Zeit für unser Interview, bei dem es unvermeidlich auch um vegane Ernährung gehen wird, denn das Tierprodukte-freie Leben ist ihre Mission. Ohne dogmatisch zu sein, möchte sie dabei in erster Linie frisch zubereitetes Essen und mehr Achtsamkeit bei der Verwendung von Tierprodukten propagieren.
Immer wieder werde sie damit konfrontiert, wie Menschen am Fleisch hängen und wie wenig sie sich vorstellen können, dass eine von Gemüse und Getreide dominierte Küche wirklich schmecken kann. Zumindest bis sie bei ihr gegessen oder einen ihrer Dinner-Abende teilgenommen haben.
Über Wien, wo sie begann als DJ zu arbeiten, kam die gebürtige Münchenerin 2008 nach Berlin. Schrieb bereits in Österreich, dann aber auch in Berlin für diverse Print- und Onlinemedien und begann sich 2011 zunehmend für das Thema Essen zu begeistern.
Seit ihrem 17. Lebensjahr hatte sie immer wieder Berührung mit Kulinarik gehabt und wiederholt in Cafés, Restaurants oder auch Feinkostgeschäften gejobbt. Auch unabhängig vom alltäglichen Bedürfnis danach, war Essen also immer ein präsentes Thema in ihrem Leben gewesen.
Eine Thematik, die sich vor sechs Jahren zunehmend in ihr Leben zu drängen begann, denn auf ihrem Blog, in dem es zunächst überwiegend um Lifestyle Themen gegangen war, wuchs der Food Bereich am schnellsten. Anfangs vegetarisch, später dann mit veganem Fokus.
2012 folgten dann aufgrund reger Nachfrage die ersten "Supper Clubs". Zunächst in Berlin, später auch in München, Hamburg, Wien und Zürich. Um ihre Kenntnisse zu vertiefen arbeitete sie weiter in Restaurants, machte Praktika und besuchte Workshops.
2013 half sie einer Freundin beim Aufbau ihres veganen Burgerladens und hing ihre Arbeit als DJ endgültig an den Nagel. Bereits ein Jahr später folgte ihr erstes Kochbuch, Sophias vegane Welt, dem Ende vergangen Jahres ein zweites mit dem Titel Vegan Queens folgte.
Noch immer macht sie ihre abendlichen "Dinner" in wechselnden Locations, ist in den Sozialen Medien, vor allem auch auf YouTube aktiv und hätte große Lust auf eine eigene Kochsendung. Über all diese Kanäle möchte sie auch weiterhin zu Nachhaltigkeit und bewusstem Konsum motivieren.
"Irgendwann könnte ich mir auch ein eigenes Restaurant vorstellen", sinniert sie, aber noch liebe sie es so viel und vor allem vielfältig unterwegs zu sein. Schon jetzt kann man ja aber im Restaurant Yodel in den Genuss ihrer veganen Kochkünste gelangen, womit wir auch schon bei Punkt eins Ihrer Lieblingsorte wären...
Noch ein Tipp. Zu den Details der einzelnen Orte gelangen Sie über das Anklicken der orange markierten Namen!
Yodel. In dem Restaurant mit vegetarisch alpenländischer Küche stehe Sophia jede Woche selbst am Herd und unterstütze Inhaberin und Freundin Nina in der Küche. Neben den vegetarischen und veganenen Gerichten sei im Yodel dabei auch das Craft Beer vom Fass sehr beliebt. Einmal im Monat veranstalte sie hier einen ihrer Dinner-Abende.
Loveco. Der Fairtrade Concept Store in Friedrichshain biete eine coole Auswahl an nachhaltiger und veganer Mode, fernab des freudlosen Öko-Image. Da hätte sich viel getan am Markt und die Inhaberin Christina beweise immer wieder ein gutes Händchen bei der Auswahl der Kleidungsstücke und Accessoires. Hier würde sie immer etwas finden.
Stadtboote Berlin. Der Bootsverleih gehöre einem ihrer Freunde. Aber nicht nur deshalb ziehe es sie regelmäßig an den kleinen Hafen in der Rummelsburger Bucht, wo auch die Hafenküche und der Bootsverleih Spreeboote beheimatet sind. "Hier radle ich gerne im Sommer abends hin um noch ins Wasser zu springen. Mit Blick auf den Fernsehturm und doch so viel Natur drumherum."
Café Camon. Ein wunderbarer Ort, um einen hervorragenden Third Wave Coffee und einen herrlichen veganen Peanut Butter Cookie zu essen. Aber auch zum Arbeiten oder für Meetings sei das Camon ideal, schwärmt sie. Da alle Kuchen frisch vor Ort gebacken werden, würde es auch immer ganz toll duften.
Miss Saigon. Bei dem südvietnamesischen Imbiss am Görlitzer Bahnhof sei sie förmlich süchtig nach der veganen "Klostersuppe" mit Mais, Kokosmilch und Rettich. Das sei das beste Hangover und Comfort Food der Stadt, betont sie. Das etwas unscheinbare Restaurant sei dabei weitläufig bekannt für seine authentische und gute Küche.
Wochenmarkt am Südstern. Samstags gehe sie abwechselnd in die Markthalle Neun oder auf diesen Wochenmarkt im Bergmannkiez. Klein und überschaubar sei der, aber mit schönen regionalen Produkten. Auch die Bäckerei Soluna habe hier einen Stand. Ganz besonders liebe sie jedoch die gefriergetrockneten Früchte eines älteren polnischen Herren, der auch ein wenig Obst und Gemüse verkaufe. "Die getrockneten Beeren eignen sich hervorragend zum Dekorieren oder als winterliche Fruchteinlage im Müsli", erzählt sie begeistert.
Thelonious Bar. In der klassischen Cocktailbar auf der Weserstraße seien die erfahrenen Mitarbeiter selbst die Getränkekarte. Kompetent und flirty empfehlen sie gemäß der persönlichen Vorlieben der Gäste den passenden Drink und das in einem für Neukölln ungewöhnlich schicken Interieur.
Weinhandlung Suff. "Hier kaufe ich die Weine für meine Dinnerabende", erzählt Sophia. In der Kreuzberger Weinhandlung, mit Dependance in der Markthalle Neun, lasse sie sich gerne und ausführlich beraten. Es gebe auch ein großartiges Angebot an internationalen veganen Weinen und das Personal sei einfach wahnsinnig nett und hilfsbereit.
Martin-Gropius-Bau. Das Museum nahe des Anhalter Bahnhofs sei eines ihrer Lieblingsmuseen in Berlin. Dort gebe es einfach die spannendsten Ausstellungen. Regelmäßig gehe sie her und habe sich zuletzt ganz besonders für die genialen Installationen von William Kentridge oder die Schau zu David Bowie begeistern können.
Botanischer Garten. Eigentlich sei ihr eigener Balkon, die kleine aber feine Großstadt-Oase, auf der sie seit Jahren ihr eigenes Gemüse und Kräuter anbaue, ein weiterer Herzensort. Aber auch für den Botanischen Garten in Steglitz könne sie sich sehr begeistern. Besonders hübsch sei das Mittelmeerhaus mit Lavendel, Rosmarin und Olivenbäumen. Manchmal treffe sie sich aber auch mit Freunden zu einem Sekt-Picknick im Tropenhaus.