Dauerhaft geschlossen!!!
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SodaZitron
Kollwitzstraße 87
10435 Berlin-Prenzlauer Berg
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Was assoziiert man mit österreichischer Gasthofküche? Wahrscheinlich Wohlfühlgerichte, bevorzugterweise als Belohnung nach einem sportlichen Wandertag oder beim Einkehrschwung von der Skipiste. Von Schnitzel bis Kaiserschmarrn erfreut sie sich großer Beliebtheit.
Doch funktioniert das Konzept Gasthof auch in Berlin? Noch dazu im Prenzlauer Berg, der für sein anspruchsvolles Klientel steht? Eh klar! Denn das im März 2022 eröffnete SodaZitron zeigt, dass man einfache Gasthofküche mit feiner Machart und qualitativ hochwertigen Zutaten auf ein gehobenes Niveau bringen kann.
Nicht zuletzt ist dies dem Konzept von Bernhard Moser zu verdanken, der durch seine langjährige Gastro-Erfahrung, unter anderem als Kritiker bei Gault & Millau und als Betreiber der eat! Berlin, das Rezept erfolgreicher Restaurantbetriebe kennt und dabei stets seine Heimat Österreich zumindest kulinarisch nach Berlin bringt.
Nach einem herzlichen Empfang durch Restaurantleiterin Pia Negri schauen wir uns im Restaurant um. Ein offener, geschwungener Raum mit dunklen Dielen, einfache, weiß eingedeckte Tische und rote Theatervorhänge, ergänzt um einige Bildern österreichischer und Berliner Künstler*innen wie Katharina Ziemke, Hermann Nitsch und Ludwig Rauch. S
chlicht, schick und ohne Chichi – mehr braucht es nicht. Passend dazu liest sich die Karte ebenfalls stringent und nicht überladen. Wir beginnen mit dem gemischten Brotkörberl (8 Euro) und denken an unseren Österreichaufenthalt im letzten Sommer zurück.
Deutlich weniger derb kommt die Brotzeit im SodaZitron daher. Auf dem Bretterl befinden sich Obazda, Kürbiskernbutter, Zitronen-Cornichons (deutlich weniger sauer als Essiggurken), etwas Hirschschinken und Happy Foie, eine ungestopfte Entenleber aus artgerechter Haltung in Österreich. Dazu – wie könnte es anders sein – ein SodaZitron, das namensgebende österreichische Erfrischungsgetränk aus Sodawasser und Zitrone.
Auf Qualität und Herkunft der Zutaten wird hier viel Wert gelegt. Die Produzent*innen sind handverlesen und es besteht guter Kontakt zu ihnen. So gibt es auch Teamausflüge zu den regionalen Erzeuger*innen, wie zu den 25 Teichen und zum Gut Marihn in Mecklenburg-Vorpommern, die Rinder artgerecht halten und in sehr kleinen Margen schlachten. Die Hälfte davon bezieht das SodaZitron und verwendet alle teile der Tiere.
Diese Qualität schmeckt man. Maß aller Dinge ist in einem österreichischen Gasthof das Schnitzel (29 Euro). Jenes ist zart und luftig und weiß ebenso zu überzeugen, wie sein vegetarisches Äquivalent aus Austernpilzen (19 Euro), welches saftig und ohne zu starken Eigengeschmack eine willkommene Alternative bietet.
Begleitet wird unser Hauptgang von einer Flasche 2021er Grüner Veltliner von Ried Limberg, der sich vollmundig-fruchtig gibt, ohne zu süß oder zu sauer zu sein. Speise- und Weinkarte werden von Bernhard Moser selbst zusammengestellt, der als Sommelier ebenfalls eine Weinschule in Berlin betreibt.
Mein absoluter Favorit ist aber der nur donnerstags und freitags erhältliche fangfrische Brandenburger Saibling, mit Paradeisern (Tomaten), Kartoffelgratin und einem feinen Vogerlsalat (Feldsalat) (29 Euro).
Es mag an der guten Haltung bei 25 Teiche liegen oder am kurzen Weg, den der Fisch nach Berlin zurücklegt; das Ergebnis spricht jedenfalls für sich. Der Saibling ist ausgesprochen zart, saftig und aromatisch und das Gericht, welches mir am meisten im Gedächtnis bleibt.
Was ebenfalls bleibt, ist ein glückliches Gefühl nach dem Dessert: einem ausgesprochen fluffigem Kaiserschmarrn mit Pflaumen (15 Euro) und einem anschließenden Zirbenschnaps. Das Konzept SodaZitron funktioniert. Qualitativ hochwertige Wohlfühlküche und österreichische Gastfreundschaft wissen auch in Berlin zu überzeugen.