Donnerstag + Freitag 12-19 Uhr
Samstag 12-17 Uhr
Und nach Vereinbarung!
Schoemig Porzellan
Raumerstraße 35
10437 Berlin-Prenzlauer Berg
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Strahlend kommt mir Claudia Schoemig entgegen, als ich ihren Laden in Prenzlauer Berg betrete. Von der trubeligen Straße kommend, sorgt sie mit ihrer offenen und besonnen Art unweigerlich für Entschleunigung. Und noch während ich ihr Hallo sage, taucht obendrein ihr Freund hinter ihr auf und reicht mir einen Teller mit einem der himmlischen Splitterbrötchen der Bäckerei Hacker entgegen. Einfach so! – Alles hier sagt und meint Willkommen.
Dann aber kann ich meine Blicke erst einmal nicht mehr von den zahllosen puristischen Porzellangefäßen der Designerin aus Franken wenden. Vollkommen uneitel stehen sie dort aufgereiht auf rohen Regalbrettern. Vasen in verschiedensten Formen, Becher, Schalen und Schüssel neben Tassen, Tellern und großen Platten. Über ihnen eine alte Leuchtreklame, die das Wort ‚Porzellan’ formt und ein wenig mit den zarten Objekten zu ihren Füßen konkurriert.
Es war Liebe auf den ersten Blick, als ich die Arbeiten von Claudia Schoemig vor einiger Zeit entdeckte. Nun sitze ich mit der Künstlerin in der Sonne und frage ihr Löcher in den Bauch... Aus Schonungen bei Bamberg stammt sie und machte ihre Ausbildung zur Keramikerin in einer traditionellen Werkstatt, in der sie das Handwerk noch ganz solide erlernte. Im schönen Augsburg verinnerlichte sie dann zehn Monate lang das äußerst langwierig zu erlernende Freidrehen nach Augenmaß auf der Drehscheibe beim Arbeiten im Akkord.
„Das Drehen von Porzellan ist sehr schwierig und ähnelt dem Erlernen eines Instruments“ sagt sie. „Der Weg zur Meisterschaft erstreckt sich über viele Jahre." Dabei sind die Objekte insbesondere vor dem Brennen überaus fragil. Eine Arbeit die keine Eile erlaubt. Und so sind gute Dreher auch rar und nicht zuletzt auch sie selbst in den Produktionsmengen limitiert. Jedes einzelne Stück durchläuft zwischen zehn bis zwölf Arbeitsschritte, während derer immer etwas schief gehen kann. Sei es beim Drehen, Trocknen oder Brennen, beim anschließenden Glasieren, dem Dekorieren und erneuten Brennen. Selbst beim finalen Schritt des Polierens muss man noch vollkommen präsent und aufmerksam sein.
Nachdem Claudia Schoemig eine Zeitlang eine eigene Werkstatt für Keramik in Bayern geführt hatte, ging sie nach Kassel und Berlin, um Kunst zu studieren. Sie beschäftigte sich mit Fotografie, Zeichnungen und Installationen, arbeite nebenbei immer auch weiter als Keramikerin und eröffnete 2011 zunächst eine kleine Werkstatt auf dem Hinterhof und zwei Jahre später das heutige Atelier im Vorderhaus der Raumerstraße 35.
Nachhaltigkeit ist ihr ein großes Anliegen. Und so verarbeitet sie wo immer möglich Material mit kurzen Transportwegen, lässt Kartonagen in Berlin fertigen und betreibt ihre Öfen mit Ökostrom. So viel Liebe nicht nur zur Arbeit scheint mit wertschätzenden Kunden belohnt zu werden. Begeistert erzählt sie mir von den vielen netten und interessanten Menschen, die bei ihr ein und aus gehen. Dabei ist auch die Presse schon auf sie aufmerksam geworden. Gerade gab es Veröffentlichungen in der Elle und Wallpaper.
Das fertige Porzellan ist übrigens entgegen seines Rohzustandes nicht nur überaus strapazierfähig, sondern obendrein auch noch spülmaschinengeeignet. Und so ziehe ich am Ende selbst mit gleich zwei Vasen und einem Schälchen von dannen. Verziert mit einem Karomuster wie darauf gehaucht und ganz bescheiden in ihrer Schönheit.
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