Restaurants
Montag 18-23 Uhr
Donnerstag bis Sonntag 18-23 Uhr
Restaurant Otto
Oderberger Str. 56
10435 Berlin-Prenzlauer Berg
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Winzig ist es, aber nicht nur deshalb gar nicht so einfach, spontan einen Tisch zu bekommen. Wir sind uns sicher: Das Restaurant Otto wäre auch ausgebucht, wäre es viermal so groß. Immerhin kann man es inzwischen getrost als Institution moderner Küche in Berlin bezeichnen – es wurde längst Zeit, sich diesem Juwel der Berliner Gastro-Szene einmal auf Creme Guides zu widmen.
Wenn Sie können, nehmen Sie unbedingt am Tresen mit Blick direkt in die erstaunlich kleine Küche Platz. Von dort können Sie beobachten, wie die herrlich unkonventionellen und trotzdem erstaunlich nahbaren und unkomplizierten Gerichte entstehen, die das Otto so beliebt machen: die beinah schon legendäre Kojibutter etwa.
Oder aber diese köstlichen Leinsamencracker, die nicht nach viel klingen, dafür nach umso mehr schmecken. Vieles macht man richtig im Restaurant Otto: Von der kleinen Weinkarte mit Positionen biologisch gefertigter- und Naturwein-Tröpfchen, über die kleine saisonale Karte, die – das kennt man in der Hauptstadt inzwischen – sich sukzessive dem regionalen Angebot der jeweiligen (Mikro-)Jahreszeit anpasst, bis hin zum bezaubernden und aufmerksamen Service.
Apropos Wein: Wir vergnügen uns mit einem unserer liebsten Tropfen. Grignolino, eine im Piemont autochthonen Rebsorte wird dort wenig angebaut, weil sie anspruchsvoll anzubauen und zu vinifizieren ist. Alexandra Brera baut den „Ronco Matto“ in traditionellem Stil und ohne jegliche Intervention aus – das Ergebnis ist süffig, sehr leicht zugänglich, bringt einfach Spaß und man bekommt eigentlich nie so richtig genug davon.
Und das wiederum beschreibt die Küche von Vadim Otto Ursus recht gut. Nach zahlreichen Pop-ups in Berlin und Brandenburg und Stationen in teils bekannten internationalen Küchen, eröffnete er sein eigenes kleines Lokal, in dem er eine kleine Auswahl von À-la-carte-Gerichten serviert – und jene präsentieren sich erstaunlich modern und gleichzeitig angenehm unverkopft.
Wir probieren etwa die Austernpilze mit Eigelb und brauner Butter und sind hiervon ebenso angetan wie vom Zebu-Rind mit Spinat und einer tiefen, dunklen Jus. Doch wie kommt das bucklige Tropenrind Zebu auf die Speisekarte eines Restaurants, das sich der Region verschrieben hat, könnte man sich Fragen.
Der nicht nur überaus charmante, sondern auch äußerst kompetente Service klärt auf: Bekannte des Restaurants halten in Brandenburg eine kleine Zebu-Herde. Hätten wir das also auch geklärt.
Zur Darreichungsweise: Reduziert in der Servierweise, komplex und durchdacht im Geschmack und immer mit einem Tick Unkonventionalität überraschend. Oder der im ganzen gegarte Bachsaibling, der – das klingt nun etwas martialisch – entlang seines Bauches halbiert, beidseitig nach außen geklappt wurde und so gleichmäßig gegrillt auf den Tisch kommt.
Erinnert uns persönlich optisch ein wenig an Roadkill, um ganz ehrlich zu sein, das zarte Fischfleisch, die knusprig geröstete Haut und die Ergänzung aus Wildkräutersalat und Garum überzeugen geschmacklich dafür aber auf ganzer Linie. Und ein unerwarteter Hingucker ist das Gericht allemal.
So geht es, liebe Berliner Gastronom*innen, möchte man sagen. Und auch sonst stimmt im Otto wirklich alles. Nur schade, dass es im ersten Setting eine begrenzte Zeitspanne gibt, auch das angesichts der Größe des Otto aber verständlich. Das brutalistische Interieur kann über den warmen Service nicht hinweg täuschen, die Stimmung ist entspannt. Die Küche ist nahbar. Ein wunderbarer Ort, von dem man wahrlich nicht so richtig genug bekommt.
