Samstag + Sonntag 10-18 Uhr
Purgal Delicatessen
Brunnenstraße 162
10119 Berlin-Mitte
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Zugegeben, wir haben ein Faible für Leuchtschrift, sind also auf Anhieb angetan von dem rotleuchtenden Schriftzug, der von Delicatessen kündet. Delikatessen mit "c" – das erinnert an die legendären New-Yorker Feinkostläden, die einst jüdische Migrant:innen in den Big Apple mitbrachten. So ist auch das Purgal Delicatessen inspiriert von der Rosenthaler Vorstadt.
Die hatte und hat bis heute die größte Ansammlung an jüdisch-religiös lebenden Menschen in Berlin „Das wollten wir honorieren“, erklärt Inhaberin Czeslawa Purgal, selbst gebürtig Berlinerin mit polnischen Wurzeln und „Kneipenkind, wie man so schön sagt“. Cze mache Gastronomie seitdem sie denken könne: Einige Jahre Grill Royal, Berghain und zuletzt das TinTin am Paul-Lincke-Ufer.
Das erklärt ein Stück weit die eingerahmte Urbesetzung des Grill Royal gleich an der Wand neben dem flaschengrün gekachelten Tresen: „Wir dachten, wenn die sich den Berghain-Fanschal über die Küche hängen, kann bei uns ja das Grill Royal hängen“, lacht die sympathische Gastgeberin, während sie mir den ansehnlichen Laden zeigt.
Drei Elemente waren schon und sollten so bleiben: der Terrazzoboden im vorderen Bereich, die Wandfliesen und der rötliche Boden. Alles Originalbestand einer großen Bäckereiproduktion von vor 50 Jahren. Also wurde beim Umbau die Farbauswahl angepasst, an das was vorher war.
Das Studio Karhard hat daraus eine bezaubernde Mischung zwischen Alt und Neu geschaffen. Der Schrank beispielsweise im hinteren Multifunktionsraum ist noch von Oma Thea, wie Cze erzählt. Den Raum kann man auch mieten, Er wirkt heimelig und praktisch zugleich, auch weil man die Tische von Basis Rho verschieben kann.
Wie in einem Deli üblich, gibt es bei Purgal Delicatessen handverlesene Weine, ausgewählte Feinkostprodukte, einige davon, wie etwa Eingelegtes und Essige auch hausgemacht. Dazu locken köstliche Torten und Cookies, die eine Bekannte selbst bäckt. Man kann bei Purgal Delicatessen also hervorragend seine Vorratskammer aufstocken. Oder aber man nimmt Platz am grün gekachelten Küchentresen (oder draußen auf dem hübschen roten Gartenmobiliar), hinter dem Cze Purgal leckere Deli-Klassiker und saisonal wechselnde Gerichte anrichtet.
Ab 11 Uhr gibt es eine saisonal wechselnde Lunch-Karte, von ihr stammt auch der herrlich frische Tomatensalat aus frischen Cherry-, eingelegten und gerösteten Fleischtomaten mit Ziegenfrischkäse und Panzarella. Frische Gartenkresse und ein Dillöl sorgen für den Extrakick Sommer. Wir probieren auch die Mangold-Kartoffel-Rolle mit brauner Butter, Pilzsauce – das Gericht schmeckt einfach, erdig und sehr fein zugleich. Besonders gefällt uns, dass der Beilagensalat in großen Spalten serviert wird, mit einem schmackhaftem Joghurt-Dressing.
Natürlich lassen wir uns auch das knusprig-fettig-befriedigende Ham & Cheese Sandwich nicht entgehen, die Deli-Klassiker gibt es ab 10 Uhr. Belegt wird das Sandwich mit polnischem Rauchschinken, Cheddar, Gouda und Jalapeno Mayo, dazu gibt es knackige hausgemachte Pickles wie Karotten, Blumenkohl, Radieschen und Stangensellerie.
Das Besteck wird stilecht im roten Plastikkörbchen gereicht. Aber „Wir können und wollen kein zweites Katz‘ sein“, betont Cze. Trotzdem probiere man gern aus, was so geht, mal ein Pastrami-Special oder Lobster Rolls. Demnächst soll es auch eine Aperolstunde am frühen Abend geben. Dann also gibt es neben einem Hauch Manhattan zusätzlich ein wenig Bella Italia in der Rosenthaler Vorstadt.