Dienstag bis Sonntag 11-17 Uhr
Martins Place
Pannierstraße 29
10247 Berlin-Neukölln
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Es ist Samstag 13 Uhr. Gerade hat Frau Martin mit dem Öffnen der Tür zu der kleinen Konditorei Martin’s Place in der Panierstraße zugleich die Schlacht um die wunderbaren süßen Kreationen ihres Mannes eröffnet. Es geht zu wie im Taubenschlag. Stammkunden und staunende Neulinge drängen sich vor der Vitrine, die das Angebot an Kuchen und Torten kaum zu fassen vermag.
Zäh geht es voran, weil kaum einer sich entscheiden kann. Der mit der Entscheidung unweigerlich verbundene Verzicht auf alles andere bringt Verzweiflung mit sich. Immer wieder wird augenscheinlich in inneren Dialog gegangen. Vielleicht doch noch ein Stückchen mehr? Nur ein einziges noch?
Beinahe 40 verschiedene Kuchen und Torten hat Joseph Martin fest in seinem Repertoire, von denen dankenswerterweise abhängig von Saison und Wochentag jedoch immer nur eine Auswahl angeboten wird. Heute sind das beispielsweise eine herbstliche Maronen- und eine Kürbis Torte, eine sündhaft gute Trüffeltarte mit drei verschiedenen Sorten Schokolade, ein geschichteter Mohnkuchen mit französischer Schokolade sowie eine Milchcreme Torte mit selbst gekochter Milchmarmelade und kleinen Windbeuteln oben drauf.
Es gibt eine mild gesüßte Feigentarte und Bananen Torte, einen grandiosen New York Cheesecake und „Kokoloko“, einen saftigen Kokoskuchen mit Alkohol. Die „Torta de Miel“ ist ein Gedicht und wenn Sie sich nun fragen, woher ich das alles weiß, nun, wir haben sie ernsthaft alle getestet.
Oma’s Apfelkuchen wird nach einem alten Familienrezept gebacken und enthält so viel Apfel wie ein Apfelstrudel. Die Toffee Torte mit Schokolade und Toffeekaramel würde auch den letzten Zweifler überzeugen und die riesenhaften Baisers auf einer Etagere am Tresen sehen aus, wie frisch aus Frankreich eingeflogen. Nicht zu Gesicht bekommen wir leider die sehr beliebte Orangen-Dattel-Marzipan Torte. Die ist heute aus.
Und auch die Käse Soufflé Tarte, die stets noch warm an den drei Tischen im Café serviert wird, bleibt uns vorenthalten. Dafür wären da aber noch eine Ludwig Torte mit frisch gekochter Orange und Gewürzen und der Käsekuchen mit einem Boden aus Schokolade und einer Schokoladendecke.
Der Mann, der dies alles zaubert, wurde in Tel Aviv geboren, studierte in seiner Heimatstadt zunächst Hotelmanagement, ging zu Hilton, wo er mit der Pâtisserie in Berührung kam und in Folge unzählige Konditor-Kurse auf der ganzen Welt besuchte. Er kündigte bei Hilton, lernte bei Lenôtre in Paris und kehrte mit bestandener Prüfung nach Tel Aviv zurück.
Dort arbeitete er zehn Jahre lang als Chefkonditor in einem Hotel. Rund um die Uhr hätte man dort gebacken, erzählt er uns. Vor zehn Jahren entschloss sich das Ehepaar gemeinsam mit ihrem Sohn, der heute auch im Unternehmen mitarbeitet, nach Berlin zu gehen.
Vor drei Jahren haben sie sich mit Martin’s Place nun den Traum von der eigenen Konditorei erfüllt. Einige Kuchen wie der orientalische Sesamkuchen, die Orangentorte oder auch die saftigen Sesamkekse spiegeln dabei ihre israelischen Wurzeln wider.
Während er in der Backstube steht, kümmert Frau Martin sich um den Einkauf der Zutaten und recherchiert fortwährend die besten Quellen für die ausschließlich frisch verarbeiteten Eier, die Butter, frische Sahne, besten Honig oder auch Bio-Maronen und Nüsse. Neben der Kreativität machen diese am Ende nämlich genau den Unterschied, sagt sie.
Ein Unterschied, der sich herumgesprochen hat und mittlerweile auch zahlreiche Kunden aus Grunewald und Charlottenburg ins ferne Neukölln anreisen lässt. Sogar ein Kunde aus Hamburg ruft bei jedem seiner Berlin Besuche vorher an und ordert seinen Lieblingskuchen. Arztpraxen bestellen regelmäßig gleich mehrere Torten, Hochzeitstorten werden geordert und auch einige Cafés in der Stadt werden beliefert. – Das Rezept? „Zucker macht gute Laune.“ sagt Frau Martin „Wir verkaufen gute Laune.“