Dienstag bis Freitag 17-24 Uhr
Samstag + Sonntag 12-24 Uhr
Küchenschluss 22.30 Uhr
JUNGBLUTH Restaurant
Lepsius Straße 63
12163 Berlin-Steglitz
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Nach diversen zuverlässig beglückenden Besuchen, finde ich es nach über einem Jahr an der Zeit, endlich einmal wieder über das zu schreiben, was die Köche Felix Leisegang und Andre Sawahn, meines Erachtens viel zu bescheiden, in der Küche ihres Restaurants Jungbluth in Steglitz tun: Einfach verdammt gut kochen!
Noch immer ziere ich mich beim Ankommen ein wenig ob des Interieurs, doch es hat sich in den vergangenen Monaten schon viel getan und es wird tatsächlich immer gemütlicher. Wir ergattern einen Platz direkt am Fenster, die Karte wird gereicht und neben Brot mit Viererlei Dips erreichen uns, als glutenfreie Alternative zum Apéritif, Gemüsesticks mit Pesto und Meersalz.
Die Karte ist vertraut übersichtlich: drei Vorspeisen gibt es und je zwei Fisch- und Fleischgerichte komplettiert durch zwei Desserts und Käse. Dennoch fällt uns die Entscheidung schwer, insbesondere bei der Wahl der Vorspeisen und so bleibt es bei der Bestellung am Ende auch nicht bei einer einzelnen. Wir tunken Gemüsesticks und Brot in Cremes und Pasten, streuen Salz und kommen an.
Als Gruß aus der Küche macht ein cremiges Kürbissüppchen im Weckglas den Anfang, auf dessen Deckel ein Stück wunderbar kross auf der Haut gebratener Saibling thront. "Ok, ich esse nur Suppe" sagt meine Begleitung entschlossen, nachdem der erste Bissen genommen ist. Und tatsächlich: die Suppe ist ein cremig milder Vorgeschmack auf den Herbst und der Fisch verlangt zweifelsfrei – schöne Grüße von Herrn Freud – nach "mehr".
Ein "Rucolasalat mit frischer Mango, asiatischen Gewürzen und süß-salzigen Pinienkernen" erinnert uns daran, dass es doch noch Sommer ist und beeindruckt vor allem mit seinem aromatischen Dressing und dem perfekten Reifegrad der versüßenden Mango. Insgesamt tipptopp!
Der nun folgende Fisch hat als Vorspeise Nummer zwei, neben einem Gedicht aus grobem Kartoffelstampf nebst Sauerkraut und frittiertem Wirsingblatt auch noch eine andere schöne Geschichte im Schlepptau. Der kross gebratene Zander stammt nämlich aus dem Barnimsee, wo er erst am heutigen Morgen von einem Hobby Angler, der sein Leben üblicherweise als Steuerberater bestreitet, aus dem Wasser gezogen wurde. Petri heil! Noch frischer und regionaler geht es nicht.
Die "Calamaretti mit zweierlei Lauch und Trüffelkartoffeln", mit denen es nun weiter geht, werden unser Highlight des Abends. Eine spannende Kombination aus gedünsteten Radieschen, Dill, einer ganzen Schluppe und säuerlich eingelegten Schalotten begleitet die kleinen Calamari Ringe und entfacht – Entschuldigung, ich muss blumig werden – ein wahres Feuerwerk der Aromen. Fruchtig, cremig, frisch. Alles ist dabei und fügt sich zu einem großartigen Ganzen zusammen.
Allerdings sind auch die beiden Hauptgänge – "Zweierlei Perlhuhn mit Artischocken, Kartoffel-Oliven Ragout & Romanesco" für den einen und der "Isländische Rotbarsch mit Navettenstampf, geschmorten Gurke & Estragon" für den anderen – nichts weniger als hervorragend zu nennen. Leider lassen sie kaum noch Patz für den süßen Abschluss, weshalb eine einzelne Portion "Ganache von weißer Schokolade mit Mirabellen und Sonnenkernkrokant" brüderlich geteilt wird. Zugegebenermaßen etwas widerwillig, denn die Tupfen aus Rahm und Schokolade sind einfach zu köstlich.
"Das war sehr schön", hören wir den Herrn am Nachbartisch sagen, als sein Teller abgeräumt wird. Und etwas betrübt fügt er hinzu: "Schade, dass es schon vorbei ist." – Wie recht er hat!
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