Montag bis Sonntag 11.30-0 Uhr
Jäger & Lustig
Grünberger Straße 1
10243 Berlin-Friedrichshain
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Was ist die Küche Ihrer Kindheit? Hackepeter vielleicht? Königsberger Klopse und Kalter Hund? Gar nicht so leicht zu bekommen in Berlin. Wartet es zwar mit diversen Küchen zahlreicher internationaler Länder auf. Regional bedeutet insbesondere in den schöneren Restaurants oftmals aber zwar Fleisch und Gemüse aus Brandenburg, hinsichtlich der Zubereitungsart blickt man aber gerne einmal über den Tellerrand.
Was natürlich klasse ist – wenn Dinge gut sind, sollte man sie auch nutzen. Aber eine richtig nette Gaststätte mit typischen deutschen Gerichten ist doch auch mal was ziemlich Feines. Umso mehr freuen wir uns auf die Bierstube und Gaststätte Jäger & Lustig in Friedrichshain: Ein bisschen rustikal, dafür ehrlich, weniger Shishi, dafür mehr auf dem Teller.
Küchenchef Sven Oliver Jahn verhilft der deutsche Küche hier zu einem verdienten Comeback. Auf den Teller kommen altbekannte bis hin zu beinah vergessenen Lieblingsgerichte, der Fokus liegt (selbstverständlich) auf Regionalität und Nachhaltigkeit. Man muss wohl kaum erwähnen, dass ein besonderer Schwerpunkt auf Wildfleisch liegt – gemeinhin bekannt als besseres, weil ohne Frage artgerechtes, Bio-Fleisch.
Schon während der DDR sei die Gastronomie in diesem Friedrichshainer Haus bekannt für bestes Wildfleisch aus Brandenburg gewesen, wie uns Gastgeber Ansgar Niklas zu berichten weiß. Er und sein Team bewirten uns voller charmanter Herzlichkeit – und flott geht es überdies ebenso zu. Kurz: Im Jäger & Lustig gibt es ein vorbildliches Dreierlei aus feiner Heimatküche, äußerst liebenswertem Service und überaus gemütlichem Ambiente (das trotz seiner Lage mitten in Ost-Berlin ein wenig an eine Schwarzwald-Hütte erinnert). Was will man mehr?
Vielleicht noch ein ordentlich süffiges Glas Haake Beck Kräusen, das im Jäger & Lustig exklusiv in Berlin ausgeschenkt wird. Auch die Exklusivabfüllungen aus Durbach, die direkt in der Magnum-Flasche ausgeschenkt werden, sind nicht zu verachten und genau das Richtige für größere Gruppen. Denn für jene ist das Jäger & Lustig ziemlich klasse.
Natürlich fühlt man sich aber auch mit wenigen sehr wohl, denn die über 130 Plätze im Restaurant verteilen sich nämlich trotz der Größe angenehm auf verschiedenen Ebenen, viel Holz sorgt zudem für eine gute Akustik (und die vertäfelte original DDR-Decke steht sogar unter Denkmalschutz). Wir probieren uns zu zweit durch die Karte – schade eigentlich, denn ein Magen hat eben nur begrenzt Platz.
Wir schlemmen das Jägerbrett für zwei mit Hirschpastete, Griebenschmalz- und Rote-Bete-Butter-Stullen und erstklassigem Räucheraal. Als Hauptgang kosten wir ein schmackhaftes Hechtfilet vom Rügener Bodden sowie gegrilltes Wildschweinrippstück aus dem Fläminger Forst. Insbesondere die Gemüsebeilagen, Berglinsen mit gelbem Wirsing sowie gebrannter Spitzkohl mit Salbei-Schupfnudeln, überzeugen auf ganzer Linie.
Das demonstriert auch, dass deutsche Küche nicht so Veggie-Unfreundlich sein muss, wie man häufig meint, im Jäger & Lustig jedenfalls werden garantiert nicht nur Omnivore happy. A propos happy: Natürlich können wir uns ein „kleines“ Dessert nicht kneifen und wählen die „absolute Empfehlung“: Erdäpfelnudeln mit Vanillesauce und Williamsbirne. Nach den frittierten Bällchen mit Puderzucker ist das Wort „Food-Baby“ zwar genau die richtige Bezeichnung, doch wir bereuen nichts.
Schön, dass die Gaststube zur Renaissance alter Lieblingsgerichte beiträgt – schließlich kann Heimatküche so viel mehr als Schnitzel (und wer trotzdem eins wünscht, findet dieses ebenfalls auf der Karte). Ein Schnaps am Ende ist dann genau das Richtige. Gut, dass die Auswahl entsprechend groß ist – wir wählen Haselnuss und Riesling-Trester und träumen uns schon in den großen gemütlichen Biergarten des Jäger & Lustig.