Dienstag bis Samstag 18-2 Uhr
Hildegard Bar
Marburger Straße 3
10789 Berlin-Charlottenburg
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„Berlin, dein Gesicht hat Sommersprossen und dein Mund ist viel zu groß“, sang einst Hildegard Knef so trefflich über die Spreemetropole. Nicht nur der Vorname der Schauspielerin und Sängerin findet sich im Namen der Bar in der versteckten Seitenstraße nahe dem Europa-Center. Auch ihre Lieder und andere musikalische Inspirationen erklingen vom Plattenspieler oder aus der Jukebox in der Bar des kultivierten Musikliebhabers und Cocktail-Impresarios Thomas Pflanz.
Seine bekannteste Kreation feierte jüngst 25-jähriges Jubiläum: der Watermelon Man. Inspiriert von Herbie Hancocks gleichnamigen Song, schuf Pflanz den Cocktail mit Vodka und Wassermelone als zentralem Element. 35 Jahre prägt Pflanz bereits die Barlandschaft der Stadt und mixte in Institutionen wie der Bar am Lützowplatz, Lebensstern, Victoria und Windhorst Bar. 2017 eröffnete er dann endlich seine Hildegard Bar mit dem langen Tresen, der diskreten Beleuchtung und den gemütlichen Sitznischen.
Pflanz erklärt seine Standortwahl in Charlottenburg: „Ich bin ein Kind der City West. Hier liegen meine Cocktail-Wurzeln mit Lützowbar und Rum Trader und an vielen vertrauten Menschen und Freunden bin ich hier einfach näher dran.“ Neben der Musik kommt auch literarische Inspiration an den Tresen und über dem Rückbuffetwechseln die Zitate, die stets zum Schmunzeln oder Nachdenken anregen.
Eine besondere Leidenschaft hegt Pflanz für seine „Poetry Drinks“, die von Werken und Persönlichkeiten inspiriert sind, wie beispielsweise Charles Bukowski. Herrlich mundet beispielsweise der „Zappa – dumb all over“ mit Rum, Amaro, Oloroso Sherry, Kaffeelikör und Pflaumencreme.
Aber wir müssen noch das Thema Hildegard vertiefen, denn für die Namensgebung und somit die Schwingungen der Bar sind noch zwei weitere Damen verantwortlich. Da wäre zum einen Hildegard von Bingen. Die Nonne gilt als Pionierin der Kräuter- und Heilkunde. Ihre Aufzeichnungen aus dem 11. Jahrhundert erläutern den Umgang mit Essenzen, Kräutern, Rinden oder Hopfen. „Ihre Schriften können auch heute noch moderne Bartender inspirieren“, erklärt Pflanz und verweist auf zahlreiche selbst gemachte Zutaten der Bar, wie Sirups oder Falernum.
Und dann wäre da noch Hildegard Dahlmann, deren Porträt an der Wand gegenüber dem Tresen hängt. Eine kultivierte Dame und Tochter des Erbauers des Gebäudes von 1897, in dem sich die Bar befindet und in dem Kunstmäzen Timo Miettinen in seinem „Salon Dahlmann“ Ausstellungen und kulturelle Gespräche veranstaltet und somit die Salonkultur des alten Charlottenburg fortsetzt.
Wie schade, dass Hilde Knef, für die Pflanz vor langer Zeit im Carmer’s am Savignyplatz Drinks zubereitete, diese nach ihr benannte Bar nicht mehr erleben kann. Ihre Melodien prägen aber bis heute die Berliner Nächte, die am schönsten in der Hildegard Bar ausklingen:
Berlin, deine Stirn hat Dackelfalten | doch was wärst du ohne sie?
Wer hat dich bloß so jung gehalten | denn zum Schlafen kommst du nie!