Nach dem extremen Jahr 2022 wünschen sich viele einen Übergang zu mehr Frieden in allen Bereichen. In der Zeit zwischen Weihnachten und Silvester, sowie den ersten Tagen im neuen Jahr herrscht oft ein Gefühl von Unwirklichkeit. Die Zeit verschwimmt oder bleibt stehen, man vergisst welcher Wochentag eigentlich ist, und im besten Fall finden wir einen Raum und die Muße, um zu reflektieren. Was war und was kommt. Was wir brauchen und wo Zeit ist loszulassen.
Ein Kunstraum, der sich wunderbar zum Nachdenken und ruhig werden – und vor allem auch ruhig bleiben – eignet, ist generell immer die Feuerle Collection, die sich in einem ehemaligen, aus dem Zweiten Weltkrieg stammenden Telekommunikationsbunker befindet, der von dem britischen Architekten John Pawson renoviert wurde.
Nicht nur muss man den Besuch in der von Désiré Feuerle und Sara Puig im Jahr 2016 gegründeten Non-Profit-Institution in Berlin Kreuzberg vorab buchen, die private Sammlung aus internationalen, zeitgenössischen Künstlerpositionen, kaiserlich-chinesischer Möbel und alter Kunst aus Südostasien, die Désiré Feuerle zusammengetragen hat, bildet einen Rahmen, der die Besucher*innen in einen Raum der Stille und Konzentration einlädt.
Im Obergeschoss der Sammlung gibt es derzeit im neu eröffneten Silk Room noch bis zum 23. April 2023 die Werke des englischen Künstlers Edmund de Waal zu sehen. Waal ist auch ein Sammler – in diesem Fall sind es seine eigenen Gefäße, die er individuell sorgfältig modelliert und in Vitrinen zusammenführt.
Ein Archiv von Formen und Strukturen, wenn man so möchte, die in ihrer Präsenz eine große Klarheit und Ruhe ausstrahlen und manchmal sogar eine stille Heiterkeit. In der Keramik von Edmund de Waal herrschen Klarheit, Harmonie und Sicherheit. Seine meditativen Arbeiten im Rahmen des Dialoges der Feuerle Collection, in der Tradition auf Moderne trifft (auch architektonisch), tun einfach gut im Chaos unserer Zeit. Und vor allem jetzt, am Anfang des Jahres, wenn ein bewusstes Innehalten wichtig ist, bevor der Alltag uns wieder einholt.
Oder wie de Waal es ausdrückt: „Ich arbeite mit Dingen. [...] Und dann arrangiere ich sie, finde Orte, an denen ich sie abstellen kann, auf Regalen oder in Vitrinen, in Häusern und Galerien und Museen, stelle sie hin und her, damit sie im Licht oder im Schatten sind. Sie sind Installationen oder Gruppierungen oder eine Art Poesie. Sie haben Titel, einen Satz oder eine Zeile, die ihnen auf ihrem Weg in der Welt helfen.“
Diese Poesie erinnert uns daran, dass wir unsere Sicht der Dinge immer neu arrangieren können und damit ultimativ mehr Frieden in unser Leben und unsere Beziehungen und die Welt um uns herumbringen können. Es ist ein Geschenk der Kunst an uns. Ich wünsche allen Leser*innen ein friedliches, ehrliches und glückliches neues Jahr.