Fast Food
Dienstag bis Sonntag 12-15 Uhr
Dr & Dr Middle Eastern Culture and Food Lab
Reichenberger Straße 116
10999 Berlin-Kreuzberg
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Auf Feuer müssen sie gegrillt werden, die Auberginen. Ohne das rauchige Aroma wird es einfach nicht perfekt, das Baba Ganoush, der wunderbare Dip aus dem Libanon. Für den Tahdig, das Reisgericht, das im Iran jedes Kind kennt, müssen die karamellisierte Berberitzen rot leuchten, die gehackten Pistazien grün leuchten und auf der ebenfalls knusprigen Kruste wie Edelsteine funkeln.
Der goldgelbe Milchreis mit seinen pinken, essbaren Rosenblättern kommt einem Gemälde gleich. Ein Farbrausch, dem der Geschmack folgt. Es ist nicht weit nach Nahost. In Kreuzberg, verborgen hinter einer schlichten Eingangstür, liegt das Reich von Forough und Sahar Sodoudi samt ihrem „Middle Eastern Culture and Food Lab“ namens Dr & Dr.
Dr & Dr ist kein Restaurant, vielmehr ein Ort der Begegnungen mit Kochkursen und privaten Dinner-Abenden. Die deutsch-iranischen Zwillingsschwestern catern auch, nahöstliche Klassiker mit einem neuen, zeitgenössischen Touch. Dabei geht es immer um mehr als nur Essen. „Unser Ziel ist es, die faszinierenden Feinheiten der nahöstlichen Kultur, die hinter Religion und Politik versteckt sind, sinnlich und kulinarisch erfassbar zu machen“, beschreibt Forough Sodoudi den Kulturaustausch auf verschiedenen Ebenen.
Die Kochkurse, immer auf deutsch oder englisch und auch privat möglich, beginnen wieder mit dem Frühling. „Middle Eastern Veggie Feast“ oder „Persian Kiss“, die Kurse klingen so schön wie die fertigen Speisen aussehen, man könnte also von Eat-Art sprechen. Inszenierungen, untermalt von persischer Musik, Kulturgeschichte(n) zu jedem einzelnen Gericht und praktischem Küchenwissen. Warum etwa Safran beim Mörsern seine Farbe ändert? Nur ein Geheimnis, den Forough und Sahar Sodoudi auf den Grund gehen.
Auch das Food-Lab von Dr & Dr selber ist wie eine Bühne gestaltet: Eine lange Tafel mit rund einem Dutzend Plätzen und vielen Kerzen, handbemalte Wandfliesen wie aus dem Teheraner Golestan-Palast. An der Küchenzeile, ein iranisches Gartentor als Tür zwischen den Räumen, ein Ort wie aus Raum und Zeit gefallen. Und doch gänzlich im Hier und Jetzt.
Es geht also um vielmehr als nur Kochen, als nur Essen. Gemeinsam essen und sich austauschen, so wie es die in Berlin geborenen und in Teheran aufgewachsenen Schwestern aus ihrem iranischen Zuhause kennen. Eine Genusskultur, die hierzulande kaum bekannt ist und als deren Botschafterinnen sich die beiden begreifen. „Wir wollen den ganzen Nahen und Mittleren Osten als Einheit mit Frieden und Liebe für die ganze Welt zeigen“, so ihre Mission.
Dafür haben sie ihre bisherigen, wissenschaftlichen Karrieren beendet. Beide haben in Teheran Physik studiert, die eine dann Meteorologie, die andere Geophysik. Sozusagen konträr, die eine dem Himmel, die andere der Erde zugewandt. Ihren Doktor haben sie in Berlin gemacht – so erklärt sich denn auch der Name ihres Genuss-Labors, Dr & Dr – dann jahrelang erfolgreich gearbeitet.
Forough war Wissenschaftsmanagerin, Sahar Professorin für Stadtklimaforschung an der Freien Universitiät Berlin. Daraus resultiert der hohe Stellenwert der Schwestern für Klimaschutz, Nachhaltigkeit und Zero Waste, der unabdingbar mit Dr & Dr verbunden ist. Für ihr Konzept „Make food not war“ wurden sie auch schon mit dem „Deutschen Gastro-Gründerpreis“ ausgezeichnet, und 2023 auch als Kultur- und Kreativpilotinnen Deutschland.
Gerade kommt zudem ihr erstes Kochbuch "Hier fließt die Liebe - Persische Küche" auf den Markt. – Wir wünschen guten Genuss!
