Dinner & Drinks: Dienstag bis Samstag ab 18 Uhr
Bonvivant Cocktail Bistro
Goltzstraße 32
10781 Berlin-Schöneberg
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Hach, Bonvivant. Das Schöneberger Cocktail Bistro lockt uns immer wieder in seine bunten Räumlichkeiten, schließlich hat es viele Facetten. Bereits mehrfach durften wir berichten, unter anderem über den Brunch. Nun widmen wir uns dem abendlichen Casual Fine Dining aus den Händen von Küchenchef Nikodemus Berger. Zeit wird’s, denn der junge Österreicher hat bereits vor eineinhalb Jahren die Leitung der Küche übernommen, nachdem er davor mit Sebastian Leyer im Le Faubourg arbeitete.
„Als ich angefangen habe, hieß es: Ich darf machen, was ich will, solange es vegetarisch bleibt“, klärt uns Nikodemus auf. Mit dem Brunch und einem kleinen Team hat alles angefangen, seither hat sich das Küchenteam erweitert und das Bonvivant ist zu einer sicheren Bank für vegetarisches Fine Dining avanciert.
Doch das Bonvivant bietet eine weitere Besonderheit: Es ist ebenso bekannt für seine kreativen Cocktail-Kreationen aus Händen von Barchef Elias Heintz. Üblicherweise stellen sie die Getränkebegleitung des Menüs dar und sind geschmacklich präzise auf die einzelnen Gänge abgestimmt.
Uns erwartet bei unserem Besuch gleich die volle Bonvivant-Erfahrung: Das Sechs-Gang-Menü (81 Euro) mit entsprechender Begleitung (53 Euro). Bereits der erste Gang aus zweierlei Cremes – gebrannte Apfel Creme mit schwarzem Knoblauch und Joghurt mit Tannennadel und Kiefer aromatisiert, dazu Kohlrabisuppe – demonstrieren köstlich die Küchenphilosophie des Bonvivant.
Der in Wien aufgewachsene Nikodemus hat in seiner Kindheit viel Zeit mit seiner Großmutter im Wald verbracht, wo sie alles Essbare sammelten. Daraus hat sich Nikodemus' Leidenschaft zum eigenen Auflesen der Zutaten entwickelt, der er alleine, mit dem Team und zu besonderen Anlässen auch gemeinsam mit den Gästen nachgeht: Im Frühling und Sommer gibt es besondere Touren, zu denen er die Gäste mit dem Rad in seine Hotspots für Wildkräuter innerhalb Berlins einweiht und das Gepflückte später direkt im Menü verarbeitet.
Besonders schön anzusehen ist der glasierte Braunkohl mit geräucherten Belugalinsen, in dessen Mitte eine Beurre Blanc mit Sauerkraut gegossen wird, was mit dem konfierten Eigelb an der Seite an ein Spiegelei erinnert. Der Cocktail aus Marille, Hibiskus und Wildkirsche, der mit einem Bierschaum getopped wird, rundet das Ganze geschmacklich ideal ab.
Es sind jedoch nicht „nur“ Cocktails, die hier das Dinner begleiten. Zum obligatorischen Brotgang, übrigens mit Sauerteigbrot von Johann, wird ein Knärzje, Zero Waste Bier aus Frankfurt, gereicht. Das sehr leichte Bier wird aus Brotresten aus den die Brauerei umgebenden Bäckereien hergestellt und bietet eine gute Möglichkeit, sich zwischen den Cocktails geschmacklich ein wenig zu erden.
Den krönenden Abschluss macht ein Dessert, welches wirklich würdig ist, die Menüfolge zu beenden. Pannacotta aus Pastinaken klingt zunächst ungewöhnlich. Der Geschmack begeistert uns aber und ist dennoch schwer zu beschreiben. Man muss es einfach selbst kosten. Dazu werden eine Creme aus weißer Schokolade und süß eingelegte Kiefernzapfen angerechnet – natürlich von Nikodemus selbst gesammelt. So schließt sich der Kreis.
Während wir am letzten Drink aus Genever, Mandarine und Karotte nippen, hoffen wir, auch einmal auf eine solche Kräutertour mitgenommen zu werden. Bis dahin kosten wir das Gesammelte gern weiter aus Nikodemus' Händen im Bonvivant.