Mittwoch bis Sonntag 18-0 Uhr
Chicha
Friedelstraße 34
12047 Berlin-Neukölln
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Wer bereits mit peruanischer Küche vertraut ist, wird beim Begriff Chicha sicher hellhörig. Wem hier Bilder des Getränks Chicha Morada aus lila Mais und saisonalen Früchten in den Sinn kommen, liegt zwar richtig, doch verbirgt sich hinter dem Begriff noch so viel mehr. Das Restaurant Chicha in Neukölln ist benannt nach einer peruanischen Kulturbewegung, die mit bunten Farben und Kumbia eine ganz eigene Lebensfreude bietet.
Dementsprechend herzlich werden wir bei unserem Besuch empfangen. Inhaber Robert Peveling-Oberhag hat das Restaurant bereits vor sieben Jahren gegründet. Das Chicha war das erste Restaurant für ihn, der nach Jahren als Bankier etwas völlig anderes wagen wollte. Er entschloss sich zum radikalen Schritt einer Restauranteröffnung, die mehr auf seiner Leidenschaft für Südamerika, als auf Gastro-Erfahrung basierte.
Sieben Jahre später gibt ihm der Erfolg Recht, der nicht zuletzt durch seine Zusammenarbeit mit Küchenchef Simòn entstanden ist. Wie der Zufall manchmal so spielt, war der halb-peruanische Koch Simòn Limòn, auch bekannt aus „Karawane der Küche“ mit Tim Mälzer, einer der ersten Gäste am Tag des Soft-Openings. Durch seine unverblümten Verbesserungsvorschläge erlangte er die Aufmerksamkeit von Robert, der ihn ein halbes Jahr später eingestellte. Ein guter Schachzug, denn die ausgeklügelten, gehobenen peruanischen Gerichte Simòns haben dem Restaurant inzwischen eine Erwähnung im Guide Michelin und eine Gault-Millau Haube mit 14 Punkten eingebracht.
Von der Küchenfertigkeit Simòns dürfen wir uns direkt überzeugen. Der obligatorische Pisco Sour mit herrlich „stichfestem“ Schaum wird von einer feinen Vorspeise begleitet: Anglerfischbäckchen in Tigermilch und konfierte Ente mit Koriandersauce. Tigermilch ist eine der klassischen Zutaten der peruanischen Küche und bildet den Sud von Ceviche. Diese Sauce aus eigener Rezeptur zieht sich wie ein roter Faden durch das heutige Menü.
So geht es gleich mit Ceviche weiter. Das kalte Gericht aus gebeiztem Fisch ist leicht und erfrischend, dazu gibt es Meersspargel und Süßkartoffelpüree. Das Ganze wird äußerst ansprechend angerichtet, auf einer Jakobsmuschelschale, mit Blüten und Fischhautchips. Unterstrichen wird es gekonnt von einem Glas tschechischen Orange Wines, einem fruchtigen Naturwein.
Der Blick durch den offenen, weiten Raum ist ansprechend. Es finden sich immer wieder kleine Details passend zur namensgebenden Chicha-Bewegung, deren Ursprung in den mit billigen, fluoreszierenden Farben gemalten Angeboten von Markt- und Essensständen herrührt und eine fröhliche, bunte Kunst entstehen ließ. Dabei ist nichts überladen. Das Spiel mit der schlichten Einrichtung versetzt mit liebevollen Details lässt uns hier entspannt sitzen.
Das Fünf-Gänge-Menü, welches das Chicha erst seit wenigen Wochen auf der Karte hat, geht munter weiter. Alita vom Adlerfisch, argentinische Rotgarnele mit blauen Kartoffelchips, Tamal mit Sojafleisch und gegrillter Oktopus auf Meeresfrüchtesalat, die Speisen lesen sich ebenso herrlich wie sie schmecken und lassen uns leicht ins Schwärmen geraten.
Die peruanische Küche ist stark geografisch und kulturell geprägt, vereint das Land doch Küste, Gebirge und Dschungel sowie die indigene Küche mit der von spanischen, chinesischen und japanischen Einwanderern. Dadurch wird ein Ganzes kreiert, welches ebenso bunt und vielseitig ist, wie die Chicha-Bewegung – und diese ist im Chicha deutlich spür- und schmeckbar.