Für die Autorin und Salonière Isobel Markus spielt Berlin eine wichtige Rolle – als beständiger Teil ihrer Taz-Kolumne und Romane tauchen die Szenen der Stadt immer wieder in ihren Texten auf. Berlin als Hintergrundrauschen, wenn man so will. Überhaupt beeinflusst die Stadt Isobel Markus stark in ihrer Arbeit. Theoretisch könnte man ihre Szenen der Alltagsbegegnungen zwar überall erleben, Berlin aber ist aber eben besonders vielfältig.
Jeder Bezirk und die Menschen, die hier leben, seien so unterschiedlich und doch sehr ähnlich: raubeinig, herzlich und mit einem guten Humor ausgestattet. „Berlin bietet so vielen eine Nische für jede Art von Wohlfühlen und Untertauchen. Diese Vielfalt schätze ich sehr“, so die Autorin.
Die Szenen dieser Stadt hält Isobel Markus in der Taz fest. Ihre Berlin-Momente sind in zwei Sammlungen als Die Stadt der ausgefallenen Leuchtbuchstaben beim Quintus Verlag erschienen. Und auch ihr viertes Buch, das am 1. Juni 2024 bei Mikrotext erscheint, spielt natürlich in der Hauptstadt. In Dating-Roman widmet sich Isobel Markus der Suche nach Liebe in der Großstadt.
Kurze Geschichten geschrieben hat Isobel Markus schon als Jugendliche, hat dabei aber nie daran gedacht, tatsächlich mal Autorin zu werden. Vielmehr entstanden ihre Texte aus dem Impuls heraus zu schreiben. Ein Lektoratsjob brachte sie zum Texten, folgende Facebookposts wurde immer mehr gelesen, bis ein Freund sie fragte, ob sie für die Taz schreiben wolle.
Neben ihrer Arbeit als Autorin veranstaltet Markus die Berliner Salonage. Ganz besonders schätzt sie an den Salonabenden in der Lettrétage die künstlerische Vielfalt aus Lyrik, Prosa, Musik, teilweise Tanz, aber durchaus auch mal wissenschaftlichen Vorträgen. Nach dem jeweiligen Vortrag folgt ein Gespräch, auch mit dem Publikum.
„Nicht jeder kann beispielsweise etwas mit Gedichten anfangen, aber wenn man danach darüber redet, finden die Leute oft einen anderen Zugang – das macht die Kunst greifbarer“, schwärmt sie über den künstlerischen Austausch. – In ihren Geschichten tauchen natürlich auch immer wieder Berliner Orte auf, einige ihrer liebsten hat sie uns verraten.
Nähere Details zu den einzelnen Orten finden Sie über das Anklicken der orange markierten Namen!
© © Jonas Tebbe
„Das Tempelhofer Feld ist wirklich ein besonderer Ort“, findet Isobel Markus, „Gerade für so viele Menschen, die keine Balkone oder einen Garten haben, bietet es eine Möglichkeit, sich den Wind um die Nase wehen zu lassen, sich zu bewegen und einmal weiter zu blicken, als immer nur bis zur nächsten Hauswand. Das hat etwas sehr Entspannendes.“ Wenn sie dort war, fühle sie sich oft, als wäre sie einen Tag im Urlaub gewesen. Auch toll, gerade für eine Geschichtensammlerin wie sie: „Dort tummelt sich so ein Querschnitt aus Berlin, ganz viele verschiedene Menschen. Das finde ich immer schön!“
Tempelhofer Feld |
Tempelhofer Damm 90 | 12101 Berlin-Tempelhof
© Ole Zimmermann
Der Schlachtensee bietet gleich mehrere Vorteile: Er ist groß und zudem gut mit der S-Bahn zu erreichen. Außerdem kann man ihn einmal komplett umrunden und dabei die ganze Zeit direkt am See laufen, ohne dass Privatgrundstücke den Weg versperren. Im Übrigen kan man bei dem süßen Café mit Bootsverleih Schwalben von ganz nah beobachten.
Schlachtensee |
Am Schlachtensee | 14129 Berlin-Zehlendorf
© Club der Visionäre
Grad am Wochenende ist sie zufällig wieder dort gewesen und hat freudig festgestellt: „Es gibt die Trauerweide noch!“ Früher konnte man hier direkt am Steg mit den Beinen im Wasser baumelnd direkt unter der Trauerweide sitzen und dabei auf den Freischwimmer und die vorbeischippernden Boote schauen können. Inzwischen wurde etwas angebaut. Man sitzt zwar nicht mehr so unmittelbar am Wasser, aber es ist noch immer ein wirklich toller Ort. Trotz DJ und urbanem Clubfeeling, fühlt man sich durch die Nähe zum Wasser ein bisschen in der Natur.
Club der Visionaere |
Am Flutgraben | 12435 Berlin-Treptow
© Big Brobot
Ausgefallene und besondere Dinge findet Isobel auch bei Big Brobot in Friedrichshain. „Dort gibt es Streetartprints und eine irre tolle Auswahl an Kunstbüchern zum Thema Graffiti und Streetart, aber auch feministische Comic-Literatur und Graphic Novels, coole Taschen, Klamotten, tolle Stifte – einfach besondere Sachen.“
Big Brobot |
Kopernikusstraße 19 | 10245 Berlin-Friedrichshain
© Gropius Bau
An Museen schätzt Isobel Markus den Martin Gropius Bau ganz besonders. „Man kann in alle Ausstellungen gehen und alles finde ich gut. Auch das Gebäude ist einfach irre – dieser Lichthof! Es ist ein besonderes Gefühl in dieses Gebäude zu treten.“ Zuletzt hat sie ein Workshop nachhaltig beeindruckt, bei dem eine große Gruppe von Menschen gemeinsam da saß und alle gesummt haben. „Es war wie ein Konzert.“
Martin-Gropius-Bau |
Niederkirchnerstrasse 7 | 10117 Berlin-Mitte
© Zig Zag Club
Für Livemusik findet Markus die Jazzbar ZigZag in Friedenau toll. Der sei ganz anders als das Lido, das sie ebenfalls sehr mag. Es gibt auch keine Eintrittspreise, sondern immer eine Hutkasse. „Eine gute Möglichkeit, um Jazz zu erleben; es hat fast was von New York“, findet Markus. „Und es ist immer proppevoll!“ Häufig spielen international renommierte Jazzkünstler, erwähnt sie noch.
Zig Zag Jazz Club Berlin |
Hauptstraße 89 | 12159 Berlin-Friedenau
© Café in der Gartenakademie
Zum Kuchenessen geht die Autorin am liebsten ins Café der Gartenakademie am Botanischen Garten in Dahlem. „Man sitzt in alten Gewächshäusern zwischen Zitronen- und Orangenbäumen und es gibt eine fantastische Kuchenauswahl mit mega Kuchen, Torten und allem möglichen. Das ist wirklich ein sehr charmanter Ort.“
Das Café in der Gartenakademie |
Altensteinstraße 15a | 14195 Berlin-Dahlem
© Unsplash
„Ich mag auch Friedhöfe, besonders zum Spazieren.“ An der Yorckstraße liegt der Alte St.-Matthäus-Kirchhof. Er ist zwar klein, aber sehr alt und schön für einen Spaziergang. Auch, weil dort ein paar Prominente wie etwa Rio Reiser oder die Gebrüder Grimm in Ehrengräbern liegen. Isobel Markus erzählt, wie sie mit ihrer Tochter dort spazieren ging und sie unter den vielen Ehrengräbern lediglich drei weibliche Namen fanden.
Alter St.-Matthäus-Kirchhof |
Großgörschenstraße 12-14 | 10829 Berlin-Kreuzberg
© Neue Staatsbibliothek
Als studierte Bibliothekswissenschaftlerin hat Isobel Markus einmal in der Neuen Staatsbibliothek am Potsdamer Platz gearbeitet und findet den Lesesaal dort besonders spannend. „Gerade für Architekturfans bietet er wirklich ein Erlebnis mit seinen vielen Nischen und Blickwinkeln.“ Der zeitlose Bau ist faszinierend gestaltet und bietet tolle Fluchten und eine ganz spezielle Akustik. „Wenn man in einer Ecke sitzt hört man das Umblättern der Seiten und die Leute unten und weiter weg viel lauter als direkt daneben.“
Neue Staatsbibliothek |
Potsdamer Straße 33 | 10785 Berlin-Tiergarten
© Unsplash
Ein Lieblingsladen Isobels ist der Neukombiniert Buchstabenladen. Passenderweise ein Laden, in dem man alte Leuchtbuchstaben kaufen kann. Diese werden dort zu Lampen umgebaut. Außerdem gibt es noch viele andere Vintage-Schätze und upgecycelte Taschen und Co, die beispielsweise mal LPs waren.„Ich find hier immer etwas. Es ist ein toller Fundus für Geschenke oder ausgefallene Ideen.“
Neukombiniert |
Baseler Straße 7 | 12205 Berlin-Lichterfelde